Freitag, 27.10.2017 - Freitag, 3.11.2017 Strecke: 537 km
GESAMT: 94 Tage - 10.771 km
An einer Brücke zwischen Zambia und Botswana wird seit Jahren gebaut. Da sie aber noch nicht fertig ist, müssen beim Grenzübergang von Livingstone alle die Fähre in Kazungula nehmen. 1 großer LKW, 2 – 3 PKWs und Fußgänger passen drauf, ca. 10 Minuten dauert die Fahrt und dann sind wir in Botswana. Die Einreise ist unproblematisch und freundlich, wir bekommen ein Visum für 90 Tage, zahlen 42 US$ Gebühren und sind neugierig auf das 3. Land unserer Reise.
Unser erster Übernachtungsplatz ist das Senyati Safari Camp, ca. 9km SW von Kazungula. Hier möchten wir uns auf Botswana einstimmen. Und das gelingt perfekt, denn das Camp hat nicht nur ein eigenes Wasserloch, sondern auch einen unterirdischen Bunker, an dem die Elefanten in ca. 1-2 Meter Entfernung vorbeimarschieren. Zwischen 18:00 und 20:00 beobachten wir so aus nächster Nähe ca. 100 Elefanten, die in Gruppen ans Wasserloch kommen. Kleine und Große, Kühe und Bullen trinken, spielen und genießen das frische Nass.
Die Suche nach einer für uns passenden Route gestaltet sich als gewisse Herausforderung. Hier im Norden reiht sich praktisch ein Nationalpark an den anderen und es gibt nur ganz wenige Tracks, die nicht durch die gebührenpflichtigen Parks führen. Botswana schätzt Individualtouristen wie uns eher nicht so, sondern hat lieber Gäste, die in teuren Lodges (auch hier zahlt man zwischen 600,00$ und 1500,00$ pro Nacht und Person!) nächtigen und mit den lokalen Anbietern Gamedrives buchen. Daher sind Park- und Campinggebühren für Individualtouristen höher als für andere und es gibt einige Regelungen, die das Selbstfahren im Park einschränken (nur bestimmte Pisten zu bestimmten Zeiten, z.B.). Wir möchten aber natürlich – wie bis jetzt – Land und Leute intensiv genießen und nicht (unserer Meinung nach) weit überhöhte Preise zahlen. Also suchen wir uns kleine Pisten und Routen abseits der Touristenhighways, unserem Motto treu: off the beaten tracks.
Unsere erste Route führt uns nach Kasane, der Provinzhauptstadt und dem Zentrum des Tourismus in der Choberegion. Tanken, SimKarte mit Internet besorgen, letzte Einkäufe. Wir entschließen uns, den Chobe NP nicht zu besuchen, denn hier gibt es für Selbstfahrer strenge Regelungen und Elefanten, Hippos und Warzenschweine haben wir in Flussregionen bereits mehrfach gesehen. Also nehmen wir die Transitroute nach Kachikau und dann die Piste Richtung Linyanti. Auf halber Strecke folgen wir einem Pad, der uns an ein Wasserloch führt, das zu einem aufgelassenem Zeltcamp gehört. Es ist niemand zu sehen, keine Verbotsschilder, also bleiben wir geschützt bei einer ehemaligen Zeltplattform stehen. Am Nachmittag kommt sehr starker Wind auf, der Himmel ist bewölkt, es hat nur mehr 28°. 2 Warzenschweine, ein paar scheue Böcklein und viele Vögel besuchen das Wasserloch. In der Dämmerung kommen dann die ersten Elefanten, zuerst einzelne Bullen, dann Familien. Die ganze Nacht über hören wir ihr Schlürfen und ab und zu Laute. Was für ein Erlebnis, auch außerhalb des Parks!
Die Piste bis zum Linyanti Gate beschenkt uns noch mit Giraffen und viel Sand. Wir sind sehr enttäuscht als wir am Gate erfahren, dass es keine Transitmöglichkeit gibt. Auch für nur 7km Durchfahrt muss der komplette Parkeintritt bezahlt werden. Daher entscheiden wir uns nicht für die Cutline außerhalb des Parks, sondern nehmen die Piste direkt nach Savuti und zum Mababe Gate im Süden. Die Pisten sind zum teil tiefsandig, holprig und ab Savuti auf der Marsh Road lehmig. Wir sehen ein paar Tiere, wie Elefanten, Gnus, allerlei Böcke und viele Vögel. Vereinzelt begegnen uns Fahrzeuge, darunter sind nur ganz wenige Selbstfahrer. Hinter dem Ort Mababe entdecken wir wieder ein aufgelassenes Camp, in herrlicher Lage am Khwai River. Leider können wir hier nicht bleiben. Als es bereits stockdunkel ist, erklärt uns eine forsche junge Dame, dass wir uns in einem Konzessionsgebiet befinden und wir nur auf einem Campingplatz stehen dürften. „Tourists must leave much money in our country“ - das schleudert sie uns entgegen. Wieder einmal finden wir Unterschlupf im Dorf, wo uns eine Familie gerne in ihrem „Innenhof“ übernachten lässt. Gemeinsam trinken wir Tee am Lagerfeuer und erfahren, dass auch sie nicht glücklich sind, wie Tourismus betrieben wird. Das Familienoberhaupt würde gerne einen Campingplatz aufmachen, es scheint aber sehr schwer zu sein eine Konzession zu bekommen und das Geld aufzutreiben. Sichtbare Zeichen sind Campgrounds, die in herrlicher Lage am wildreichen Khwai liegen, aber geschlossen sind und verfallen. Die lokale Bevölkerung hat offensichtlich gar nichts vom Luxustourismus, wie traurig!
Ein paar Tage bleiben wir am Khwai River und genießen diese Bilderbuch–Flusslandschaft, allerdings werden wir das Gefühl nicht los uns „verstecken“ zu müssen, wenn wir nicht in einem der teuren, wenig ansprechenden Campsites übernachten wollen. Nachdem wir ein weiteres Mal von einem schönen Standplatz weggeschickt wurden, lassen wir das Moremi Game Reserve erstmals aus und beschließen direkt nach Maun zu fahren, das touristische Zentrum für das Okavango Delta. Hier müssen alle Buchungen für das Deltagebiet vorgenommen werden. Zum Teil sind bis zu 3 verschiedene Organisationen für die Camps zuständig – wie mühevoll! In die Dauerflutzone kann man nur per Flugzeug und gebuchter Lodge gelangen (Kostenpunkt: bis zu 1500€ /Tag). Und das wollen wir uns gut überlegen :-).
Zuerst einmal bekommt Cappuccino nach den ersten 10 000km unserer Reise das wohlverdiente Service und wir können uns wieder mit allem Nötigen versorgen. Das Camp beim Sedia Hotel liegt wunderbar am Thalamakane River, ist günstig und unsere Basisstation für die nächsten Tage. Hier treffen wir Patricia und Peter aus der Schweiz, die mit ihrem Landcruiser die Westküste Afrikas nach Süden gefahren sind. Gemeinsam überlegen wir die weiteren Unternehmungen.
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