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[34] Vom Toten Meer zur Kultur und nach Israel


Dienstag, 03.03.2020 – Sonntag, 08.03.2020  - 795 km

GESAMT:  209 Tage – 25.552 km

Es ist ziemlich mühsam, ganz ans Tote Meer zu kommen – wir hätten gerne die 400m unter dem Meeresspiegel erreicht! Entweder säumen militärische Einrichtungen, Hotels oder Baustellen die Küste. Die Einheimischen parken abenteuerlich am Straßenrand und wandern geduldig über Geröllhalden, steinige Gemüsefelder und Müll hinunter. Oder man bezahlt 20 Jordanische Dinar (=ca. 25€) pro Person, um unter einem zerfetzen Sonnenschirm auf einer Betonfläche zu sitzen. Das wollen wir ganz bestimmt nicht 😊.

 

Also auf ins Landesinnere. Karak ist eine lebendige, expandierende Stadt mit einer eindrucksvollen Kreuzritterburg. Die Landschaft erinnert uns an Italien: auf den Höhenkuppen befestigte Städte, die Hügel rundherum grün und intensiv genutzt, größere Villen mit imposanten Auffahrten an den Hängen. Geruhsam wandern wir durch die riesige Burg und stellen uns das Leben unter den verschiedenen Herrschern vor, die alle ihre Spuren hinterlassen haben.

Im Mujib Canyon, dem „Grand Canyon Jordaniens“, bleiben wir am Stausee im Hinterland stehen. Eine Gruppe Männer, alles Lehrer an einer technischen Schule, verbringt hier den Nachmittag und lädt uns zu Tee und Nüssen.

Mehrere Stätten sind hier wegen ihrer Mosaike bekannt. Also auf nach Umm al Rass. Auf einem sanften Hügel inmitten blühender Wiesen liegt diese Ausgrabungsstätte. Der Römische Limes verlief hier und 7 Byzantinische Kirchen überlebten sogar die Islamisierung. Zum Glück waren die Mosaike großteils zugeschüttet, also können bis heute detaillierte Stadtbilder, Tiere, Körbe mit Früchten und geometrische Muster bewundert werden. Nur die Köpfe menschlicher und tierischer Darstellungen demolierten die islamischen Bilderstürmer. Wir sind ganz allein hier und das genießen wir sehr.

Schließlich machen wir das, was alle machen: wir besichtigen den Berg Nebo, wo Moses angeblich das Gelobte Land verheißen wurde. Hoch auf dem Hügel thront die Anlage, die von Jesuiten gepflegt wird. Auch hier in der Geburtskirche schöne Mosaike. Unter den vielen Bustouristen können wir ein paar Blicke darauf werfen.

Madaba beherbergt ein für Geografen besonderes Schmuckstück: eine der ältesten Mosaikkarten der Welt. Auf dem Boden der Georgskirche hat man diese Darstellung des Gebietes von Unterägypten bis zum Libanon und Amman gefunden. Sie datiert ins 6.Jahrhundert und war einmal 6m breit und 25m lang. Ganz besonders gefällt uns außerdem eine recht frivole Darstellung von Aphrodite, Adonis und Amor. Sie zierte einen römischen Tempel und ist heute in der Hippolytus Halle in der St. Mary’s Church zu sehen.

Amman begrüßt uns mit Regen und Kälte – richtiges Museumswetter. Wir wandeln durchs Jordan Museum und tauchen in die lange Geschichte der Region ein. Bei unserer Stadtrundfahrt wird uns klar, warum Amman die Stadt auf 7 Hügeln genannt wird.

Jeras, die große römische Ausgrabungsstätte im Norden von Amman, beeindruckt uns ungemein. Die Ausmaße der Anlage erinnern uns an Leptis Magna oder Sabrata. Nicht einmal 10% seien ausgegraben – es gibt noch viel zu tun hier.

 

Hier erfahren wir, dass die Maßnahmen bezüglich Corona Virus immer drastischer werden und Grenzschließungen drohen. Es ist schwer zu entscheiden, was Gerüchte sind und was wirklich stimmt. Wir jedenfalls entscheiden uns dafür, rasch in Israel einzureisen, da wir nicht wissen, wie lange die Grenze noch offen ist. Also „rasen“ wir wieder in den Süden nach Aqaba um dort den Grenzübergang nach Eilat zu nehmen. Wir sind etwas traurig, da wir hier noch länger bleiben wollten, aber wir möchten das Risiko nicht eingehen, wegen dieses Virus in Jordanien zu stranden.

Am 8.3.2020 vormittags erreichen wir mit unseren Reisefreunden Friedhelm und Eva die Grenzstation „Araba Crossing“. Wir sind hier nicht die Einzigen – Susi und Christian, Pit und Susa sind auch hier und wollen rüber. Die Jordanier wünschen uns alles Gute und dann stehen wir vor dem Schlagbaum nach Israel. Professionell, höflich, aber sehr bestimmt und mit Maschinengewehr im Anschlag werden wir nach Reiseroute, Reisebegleitungen, etc. befragt. Als einer der Beamten mit einer kleinen Kiste zum Auto kommt und meint „All that doesn’t belong to the car must be put in here“ müssen wir alle lachen. Ihm wird rasch klar, dass das zu aufwändig wäre, also steigt er selbst „in our mobile home“ um zu inspizieren. Ein paar Sachen - unverständlicher Weise auch unsere Schmutzwäsche – werden durch den Scanner geschickt, und das war’s. Auto anmelden, Versicherung bezahlen (unglaubliche 236$für 3 Wochen!) und dann heißt es „Welcome to Israel“. Wir können es kaum fassen, nach 3,5 Stunden stehen wir im letzten Land unserer Reise. Jetzt muss nur noch unser Schiff von Haifa nach Monfalcone wirklich gehen – aber das ist eine andere Geschichte.



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Kommentare: 1
  • #1

    Maria & Wolfgang (Mittwoch, 11 März 2020 07:38)

    Das sind ja mal gute Nachrichten, wir haben uns schon etwas gesorgt um Euch, dass Ihr ev. in Jordanien festsitzt. Schön dass es noch geklappt hat, schließlich wartet daheim nicht nur der Osterhase auf Euch!
    Seid fest gedrückt und abgebusselt (ist momentan virtuell am Unverfänglichsten !)
    Liebe Grüße aus Hallein
    Maria & Wolfgang & Flora