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Corned Beef in Uruguay und weiter Himmel über der Pampa in Argentinien


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Sonntag, 18.9.2022 – Samstag 24.9.2022 - km 1.827

GESAMT: 20 Tage - km 2.175

 

Kurz vor dem Grenzübergang nach Argentinien befindet sich ein Industriemuseum der besonderen Art. In Fray Bentos wurde 1863 der erste Fabrikkomplex zur Verarbeitung von Fleisch in großem Stil erbaut. Aufbauend auf bereits bestehenden fleischverarbeitenden Strukturen, wurden hier mit Hilfe europäischen Kapitals und des Knowhows des deutschen Chemikers und Unternehmers Justus von Liebig bis 1967 Fleischextrakte in Konserven verarbeitet. Aus den Resten wurde organischer Dünger erzeugt. Zur Hightime, vor allem während des 2. Weltkriegs, waren hier bis zu 4000 Arbeiter und Arbeiterinnen in 3 Schichte rund um die Uhr beschäftigt. Die Rinder, Schafe und Ziegen wurden von den umliegenden Estancas geliefert. Der Lärm und der Geruch in dieser industriellen „Tötungs- und Verarbeitungsinstitution“ sind heute kaum vorstellbar. Als der Markt wegen zu großer internationaler Konkurrenz zusammenbrach, kaufte der uruguanische Staat 1968 das gesamte Areal und versuchte eine „meat packing plant“ daraus zu machen. 1987 wurde daraus ein „National Historic Monument“ und 2016 schließlich UNESCO World Heritage. Fasziniert und auch betroffen wandern wir durch die vielen Gebäude, begleitet von Guide Monika, die uns geduldig auf Spanisch, Italienisch und mit Gestik die Dimensionen und Abläufe erklärt.

 

Unsere letzte Nacht in Uruguay verbringen wir im angeschlossenen Park mit Blick auf die historischen Gebäude.

 

Zur Grenze nach Argentinien ist es nur ein Katzensprung. Um 9:00 hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Ca. 1 Stunde dauert es bis auch wir an der Reihe sind. Eine freundliche Beamtin tippt alles mögliche in den Computer, unsere TIPs werden ausgestempelt und wir können weiter. Auf argentinischer Seite kümmert man sich nur ums Auto – unsere Pässe interessieren niemand. Wir sind ein wenig verunsichert, aber man winkt uns ungeduldig weiter.

 

In der ersten größeren Stadt nach der Grenze, in Gualeguaychu, lösen wir einmal unsere weiteren Vouchers bei einer Western Union Filiale ein und besorgen Lebensmittel. Schließlich erkundigen wir uns bei der Polizei, ob wir wirklich keinen Einreisestempel brauchen – daran hängt immerhin das Visum für 3 Monate. Wir werden zur Zentrale geschickt. Dort erklärt man uns, dass sie nur für den Zoll zuständig seien und das sei ja alles erledigt. Ein hilfsbereiter Beamter ruft – obwohl er schon Dienstschluss hat - bei der zuständigen Stelle in Concepcion an. Es wird uns versichert, dass seit März 2022 kein Stempel mehr in die Pässe kommt – alles sei elektronisch erfasst. Auf unsere vorsichtige Frage, ob das die Grenzbeamten an den kleinen Übergängen hoch in den Anden auch wissen, heißt es „Vale! No hay problemas!“. Okay, vertrauen wir einmal darauf.

 

Von Gualeguaychu aus geht es in den Süden. Holger und Sylvia haben weniger Zeit als wir und möchten daher so rasch als möglich zur Halbinsel Valdez. Bis zur Gaucho Stadt San Antonio del Arco begleiten sie uns, dann geben sie Gas nach Süden. Wir hatten sehr angenehme und interessante Tage miteinander – danke!

 

Wir nehmen uns Zeit, die argentinische Pampa zu erleben. Wir folgen riesigen, eingezäunten Weideflächen voller Rinder, Pferde und vereinzelt Schafen. In den Tümpeln und kleinen Seen tummeln sich Störche, Reiher und Enten. Die Zufahrten zu den Estancias erinnern uns an die großen Farmen in Südafrika: Tore und eine lange Baum-Allee zu weit entfernten Gebäuden. Viele Estancias stehen zum Verkauf – auch hier ist die Wirtschaftskrise offensichtlich. Die Ruta 3, die Hauptachse nach Süden, ist vollgestopft mit schwer beladenen LKWs. Über Mercedes, wo dem Gaucho Gil, einem Art argentinischen Robin Hood, gehuldigt wird, und San Miguel del Monte folgen wir dieser Ruta3. Dann biegen wir ab und erreichen „off the beaten tracks“ Azul und schließlich bei Mar Chiquita die Küste. Die Saison hat noch nicht begonnen, also ist noch alles ruhig und wir können direkt am Strand übernachten. Etwas lebendiger geht es weiter westlich in Monte Hermoso zu. Hier feiert die Jugend den Frühlingsbeginn. Alles was Räder hat donnert über die Dünen und den Strand. Die Fischer und wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen – abends wird es immer noch kühl (12°C) und es regnet leicht. Auf einer Düne stehend hören wir bald nur mehr die Wellen des Atlantik.

 

Bahia Blanca ist der wichtigste Tiefseehafen von Argentinien, dementsprechend laut und geschäftig geht es zu. Die Außenbezirke sind fast ausschließlich Baustellen, die kleinen Behausungen lassen vermuten, dass der Wohlstand hier nicht zu Hause ist. Und wieder geht es durch flaches Weideland – dieses mal mehr Pferde und Schafe – Richtung Süden. Wir passieren 2 Lebensmittelkontrollstellen. Man will verhindern, dass die Maul- und Klauensäuche oder Fruchtfliegen eingeschleppt werden. Endlich, nach mehr als 400km sind wir in Viedma. Die hübsche Stadt liegt am Rio Negro und am Samstag Nachmittag wird im Park bei strahlender Sonne gechillt, flaniert und genossen. Unser Ziel ist der 20km südlich liegende Ort El Condor. Eine Gedenkstätte erinnert an den unrühmlichen Falklandkrieg vor 40 Jahren. Hier findet man auch die weltweit größte Kolonie von Felsensittichen, eine Papageienart. Fasziniert beobachten wir die wahren Flugkünstler, die sich den Lauftraum spielerisch mit Paraglidern teilen.


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Kommentare: 8
  • #1

    Claudia & Markus (Sonntag, 25 September 2022 07:32)

    Mit euren Berichten und eindrucksvollen Bildern können wir uns in einen anderen Kontinent hineinversetzen ohne (noch) dort gewesen zu sein. Danke dafür!

  • #2

    Charly (Sonntag, 25 September 2022 08:38)

    Hallo ihr Lieben! Interessanter Bericht und tolle eindrucksvolle Bilder! Die Felsensittiche sind wunderschön. Weiterhin alles Gute und viele Eindrücke! Charly

  • #3

    Peter und Patricia Schirato (Sonntag, 25 September 2022 08:43)

    Wiederum ein herrlicher Bericht, der uns interessiert und hautnah eintauchen lässt in eure Reiseerlebnisse! Die Fleischfabrik war ja gruselig�‍�.
    Weiterhin gute Reise. PaPe

  • #4

    Stephanie & Rasselbande (Sonntag, 25 September 2022 22:01)

    Wunderbar, dass euch auch Südamerika fesselt und begeistert… und ihr seid ja erst am Anfang einer langen Reise! Danke für die Berichte und Fotos, die wie immer detailreich & wunderbar sind
    Liebe Grüße aus der Heimat am Froschberg

  • #5

    Maria & Wolfgang (Montag, 26 September 2022 07:25)

    Hallo Ihr 2 Lieben !
    Wir sind wieder zuhause und nun kann ich endlich auch Eure Berichte lesen und mit Euch mitreisen. Ein toller Start zu Eurer langen Reise. Alles Gute und liebe Grüße aus Hallein.
    Maria & Wolfgang & Flora

  • #6

    Stephan & Maria (Montag, 26 September 2022 09:29)

    Schön mit Euch zu reisen. Unsere Erinnerungen an diese Strecke sind noch sehr frisch! Wir freuen uns auf nächste Berichte.

  • #7

    Andi und Doris (Freitag, 30 September 2022 15:14)

    Es ist eine Reise im Kopf für uns. Danke �� Alles Gute und toĺle Zeiten.

  • #8

    walter und Susi (Freitag, 30 September 2022 19:27)

    Servus, genau das was wir ab nächster Woche auch nachen wollen. Wir hoffen das wir uns wo Treffen. Brauche noch eure Tel.Numner für den kontakt.