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Montag 3.10. - Montag, 10.10.2022 - km 1.665
GESAMT: 37 Tage - km 4.962
Die Ruta 3 empfängt uns wieder einmal mit LKWs, tiefen Spurrillen und viel Wind. Seit meinem Geografiestudium weiß ich, dass Wind eine DER formenden Kräfte in der Landschaft ist. Der patagonische Wind zeigt uns das in voller Kraft: immer wieder ziehen laute, heftige Böen über uns hinweg, Cappuccino schaukelt und wir müssen unser Zeltdach schließen. Dieses Schauspiel begleitet uns die nächsten Tage und Nächte und wir sind einfach nur froh, nicht in einem Zelt unterwegs zu sein.
Ein wahres Highlight hält die monotone Ebene für uns doch noch bereit: das „Monumento Nacional y Reserva Natural Bosques Petrificados“ in der „Pampa De Las Tres Hermanas“. Nach endlos scheinenden Kilometern folgen wir endlich wieder einmal einer Piste über leichte Hügel und durch eingeschnittene Täler. Schwarze Vulkanreste erscheinen am Horizont, Zeugenberge säumen die Piste. Hier liegen auf sanften Hügelkuppen versteinerte Araukarien, jene Riesennadelbäume, die den Dinosauriern vor fast 150 Millionen Jahren als Nahrung dienten. Sie waren bis zu 100m hoch und konnten 1000 Jahre alt werden. Heftige Vulkanausbrüche und meterhohe Asche bedeckten sie schließlich und führten unter Luftabschluss zur Versteinerung. Die Erosion hat sie wieder freigelegt und jetzt liegen sie dekorativ fast frei in der Landschaft. Wir haben schon viele versteinerte Bäume gesehen – in Ägypten, Namibia, Marokko – aber so frei und in voller Pracht noch nie. Ganz alleine wandern wir durch die Zeugen der Vergangenheit und sind sehr beeindruckt.
Der kleine Hafen Puerto San Julian ist unsere Basis für einen Maintenance Day am kommunalen Campground. Hier stehen wir windgeschützt, können das Auto checken, unsere Wäsche waschen und unsere weitere Route planen. Bald steht fest, dass wir genug haben von 100ten Kilometern in weiten Ebenen, wir möchten in die Berge. Und obwohl uns manche ganz ungläubig ansehen, wenn wir nach unserer Route gefragt werden, beschließen wir nicht weiter nach Süden zu gondeln und Ushuaia auszulassen. Stattdessen queren wir nach Westen, freuen uns über die Bergkulisse, die ab 2/3 der Strecke auftaucht und sind nach 480km im Bergsteiger-Mekka El Chaltén im Los Glaciares National Parques Norte. Natürlich ist auch hier der Wind heftig, aber die Sonne lacht und wir können eine eindrucksvolle Wanderung zur „Laguna de Los Tres“ machen. Die Hauptdarsteller der Region, Fitz Roy und Tres Torres, zeigen sich in voller Pracht. Nach knapp 7 Stunden sind wir zurück bei Cappuccino und richtig glücklich. El Chaltén selbst ist ein echter Bergsteiger-Pionier Ort: Hostels, einige Hotels, Restaurants und Lokale, ein paar Geschäfte, fast immer eher einfach zusammengezimmert. Und viele - meist junge Leute – die intensiv das sportliche Angebot nutzen. Wir heben den Altersschnitt deutlich :-).
Wir folgen weiter der Ruta 40 nach Süden. Heftige Windböen peitschen über den Lago Viedma und den Lago Argentino, dem größten See Argentiniens. Kurz vor Calafate tauchen wir noch einmal in die frühe Geschichte Argentiniens ein. Unter kleinen Felsüberhängen liegen geschützt die „Cueavas de Walichu“. Hier haben die Vorfahren der Tehueleche vor 4000 bis 6000 Jahren Zeichnungen hinterlassen. Hände, Punkte, Kreise, Striche und einige Figuren erkennen wir unter den Überhängen. Sie sind schon sehr blass, aber ein guter Audio Guide (auch in Englisch) hilft die Umrisse zu erfassen und gibt Deutungsversuche. Wir sind wieder einmal verwundert, dass vor so langer Zeit an vielen verschiedenen Orten – Australien, Nord- und Südafrika, Frankreich, Korsika, etc. - fast zeitgleich ähnliche Zeichen an Felswänden angebracht wurden.
Unser Ziel ist El Calafate, das Tor zum Perito Moreno Gletscher im Los Glaciares National Parques Sur. Hier dreht sich alles um den Fremdenverkehr. An der Hauptstraße reiht sich eine Agentur, die Trekking, Schiffstouren, etc. anbieten, an die andere. Einer unserer Reiseführer schreibt: „Die Stadt dient einen einzigem Zweck: möglichst viel Geld mit Touristen zu machen, die zum Gletscher möchten“. Das stimmt sicher, aber der Perito Moreno ist auch wirklich einzigartig. Wir sind schon um 7:00 am Gate zum Nationalpark. Die ersten Besucher und Reiseveranstalter kommen laufend, obwohl es regnet und im Park der Nebel noch tief hängt. Aber wir haben ja gelernt, dass sich das Wetter rasch ändern kann. Also fahren auch wir zum Parkplatz und sind unter den ersten, die die weitläufigen Stege, die ganz nahe zum Gletscherrand führen, entlang wandern. Es windet und regnet leicht, aber der Gletscher schimmert blau und die Spitzen und Kanten der Stirn ragen bis zu 70m hoch auf. Wir sind beeindruckt, vor allem als ein relativ großer Eisbrocken donnernd ins Wasser rutscht. Und dann haben wir echtes Wetterglück. Um 13:00 soll unsere einstündige Bootsfahrt zur Gletscherstirn losgehen. Kurz nach der Abfahrt hört der Nieselregen wirklich auf und die Sonne kommt zwischen den Wolken hervor. Der Captain navigiert das Boot ganz nah an den Gletscherrand, der einmal weiß, dann blau und grünlich, manchmal auch bräunlich leuchtet. Große Eisbrocken schaukeln schimmernd im eisgrauem Wasser – Herz, was begehrst du mehr? Wir sind tief beeindruckt. Wieder an Land nützen wir das schöne Wetter, um noch einmal einige der Stege zu erwandern und genießen das wunderbare Licht auf dem imposanten Gletscher.
Zum Abschluss besuchen wir das „Glaciarium - Museo del Hielo Patagonico“, ein paar Kilometer außerhalb von El Calafate. In einem Bau, der architektonisch einer Gletscherzunge nachempfunden ist, befindet sich eine ausgezeichnete Ausstellung mit vielen Informationen über die Welt der Gletscher in Patagonien und ihre Bedeutung für das Klima.
Sehr starker Wind treibt uns auf einen Campground in El Calafate. Hier können wir in aller Ruhe das aufarbeiten, was wir bis jetzt in dieser eindrucksvollen Gegend erlebt haben, und uns auf Chile und den Nationalpark Torres des Paine vorbereiten.
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Elisabeth (Mittwoch, 12 Oktober 2022 00:05)
Großartig und gewaltig, was ihr erlebt und uns berichtet. Herzlichen Dank dafür. Wir freuen uns mit euch! Weiterhin gute Reise und liebe Grüße (diesmal aus Berlin) Elisabeth und Charly
Maria & Wolfgang (Mittwoch, 12 Oktober 2022 08:47)
Die Bilder sind der Hammer! Und der Bericht dazu nimmt uns mit auf Eurer tollen Reise.
Bussal und ein Schwanzwedler von uns 3 aus Hallein
Maria & Wolfgang & Flora
Peter und Patricia Schirato (Mittwoch, 12 Oktober 2022 16:41)
Auch wir sind tief beeindruckt. Hammerbilder! Intensiver Bericht. Herzliche Grüße PaPe
Adriana Leonor (Donnerstag, 13 Oktober 2022 16:35)
Fotos increíbles con una descripción muy detallada e interesante.
Estamos cautivados.
Seguimos paso a paso tu blog y viaje.
Roland (Donnerstag, 13 Oktober 2022 16:47)
Vielen Dank für euren tollen Reisebericht und die wundervollen Fotos. Chapeau!
Wenn alles gut geht wird unser Reisemobil morgen in Hamburg verladen und sollte dann auf dem Weg nach Montevideo sein.. ;-)
Andreas (Mittwoch, 19 Oktober 2022)
Eine absolut großartige Reise - wünsche Euch weiterhin eine gelungen und schöne Reise - liebe Grüße
Karin (Donnerstag, 20 Oktober 2022 20:21)
Völlig wahnsinnige Fotos/Ansichten - was es auf dieser Erde so alles gibt. Ich les grad "Der Weltenwanderer" von Gregor Sieböck, der ist durch Patagonien gewandert - zu FUSS! Von Ushuaia bis Bariloche, jeden einzelnen Meter. Weiterhin eine wunderbare Reise (und uns viele schöne Fotos ;) ). Liebe Grüße