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Montag, 19.12.2022 – Samstag, 31.12.2022
„Leg dich nieder, kleines Lama“ – das heißt „Tiwanaku“ übersetzt und bezeichnet eine der ältesten prähistorischen Stätten Boliviens. Ca. 70km westlich von La Paz, nahe dem Südufer des Titicaca Sees, liegt diese Kultstätte. Die Tiwanaku - Kultur wird zwischen 1000 v. Christus und 1000 nach Christus datiert und gilt als eine der Urkulturen des Kontinents. Welche Rolle die 5km² große Anlage spielte, ist nicht ganz klar. Forscher rätseln zwischen Kultstätte, Handelsmetropole, Tempelanlage. Aber ganz gleich welche der Funktionen hier vorherrschte, die spärlichen Mauerreste und Steinskulpturen sind mehr als beeindruckend. Angeblich waren die Inkas, die die bereits verlassene Stätte viele Jahrhunderte später in Besitz nahmen, von der präzisen Steinmetzkunst so beeindruckt, dass sie versuchten die längst in Vergessenheit geratenen Techniken zu kopieren. Bis ins 21. Jahrhundert wurden die Überreste als Steinbruch genutzt, das heutige Glanzstück – das „Sonnentor“ – diente dem Militär sogar als Zielscheibe. Heute ist die Anlage UNESCO Weltkulturerbe und mit seinen beiden Museen ein beliebtes Ausflugsziel.
Kulturell gestärkt umfahren wir über sehr ruppelige Pisten La Paz. Vorbei an ärmlichen landwirtschaftliche Siedlungen und an Steinbrüchen mit viel LKW Verkehr erreichen wir Patacamaya. Dort müssen wir einen Stopp bei einer Bremsenwerkstatt einlegen. Die vielen Kilometer auf und ab haben offensichtlich unseren Bremsbelägen, die wir natürlich zu Hause erneuert hatten, so zugesetzt, dass sie getauscht werden müssen. Martin hat welche mit und für 40 BOLs (= ca 7€ !!) werden die neuen angebracht. Irgendetwas stimmt mit den Preisen nicht, denken wir uns wieder einmal. Eine 10minütige Überfahrt am Titicaca See nach Copacabana kostet für einen PKW 40 BOLs, 2 Stunden Arbeit an unseren Bremsen auch – wie geht sich das für die Menschen hier aus?
Unsere Verschiffungspartner Holger&Silvia haben uns ein weiteres Highlight ans Herz gelegt – bemalte Grabtürme. Bereits am Weg zur Grenze nach Chile findet man nahe der Ruta4 welche. Aber das wahre Highlight liegt sehr versteckt. Über abgelegene und mühsame Pisten, durch etliche Wasserläufe und vorbei an müden Militärs, erreichen wir die Grabtürme von Rio Lauca. Geometrischen Muster in Rot, Schwarz, Braun und Weiß zieren an die 20 Grabtürme an der Laguna Rio Lauca. Die Vulkane des Sajama Nationalparks und die Cordillere entlang der nahen chilenischen Grenze – alle zwischen 6.000m und 6.500m hoch - bilden mit ihren schneebedeckten Gipfeln eine eindrucksvolle Kulisse. Wir sind sehr beeindruckt.
Leider hängen über manchen Gipfeln drohende Regenwolken und wir möchten nicht in dieser abgelegenen Gegend von Starkregen überrascht werden. Also fahren wir - so zügig wie es die Piste erlaubt – Richtung Tambo Quemado, der Grenzstation nach Chile. Auf 4.600m, mit wunderbaren Blick auf den Vulkan Sajama, verbringen wir die letzte Nacht in Bolivien.
Fortsetzung Bericht nach den Bildern
An der Grenze in Bolivien herrscht „Grenzmanagement by Chaos“. Eine schier endlose LKW Kolonne blockiert jede Zufahrt zum Grenzgebäude, also müssen wir ca. 10 km auf der Gegenspur an ihnen vorbeifahren. Entgegen kommende LKWs zwängen sich hupend an uns vorbei. Schweißgebadet erreichen wir schließlich die neue Abfertigungshalle. Von da aus werden wir äußerst freundlich durch das Aus- und Einreiseprozedere geführt. Kontrollen vom Impfpass, genauer Autocheck bezüglich Lebensmittel und nach ca. 2,5 Stunden sind wir wieder in Chile.
Die Ruta11 ist sehr gut ausgebaut – ist sie doch die wichtigste Verbindung für Waren aller Art nach Bolivien. Dementsprechend dicht ist der LKW Verkehr, die oft mit Containern beladen von Meeresniveau auf 4.600m hinauf kriechen. Wir genießen noch einmal die imposanten Vulkane und Lagunen, freuen uns allerdings schon sehr auf das Meer.
Im Valle Azapa, dem Olivental, stoppen wir beim Museo Archeologico in San Miguel de Azapa. Hier wird besonders die Kultur der Chincorros dargestellt, der Focus liegt auf ihrer kunstvollen Art der Mumifizierung ihrer Toten. Wir sind sehr beeindruckt von Inhalt und modernster Präsentation, allerdings auch etwas enttäuscht, dass es absolut keine Erklärungen in Englisch gibt.
Arica, die Stadt des ewigen Frühlings, haben wir als Weihnachtsort erkoren. Hier treffen wir uns wieder mit Maria und Stephan um gemeinsam zu feiern. Die Suche nach einem geeigneten Platz gestaltet sich schwierig, da hier unter „Camping“ ein Schwimmbad mit Kinderspielplatz verstanden wird. Schließlich bekommen wir einen Tipp. Neben dem Hotel Apacheta können wir zwischen großen Wohnwagen von Einheimischen direkt am Meer stehen. Ein geschmückter Palmenzweig ist unser „Christbaum“, im Hotel genießen wir den eindrucksvollen Blick über den Pazifik und ein gutes Weihnachtsessen.
Hier verabschieden wir uns wieder von Maria und Stephan. Die Beiden kennen einen Großteil von Chile schon und möchten eventuell weiter zu den Osterinseln. Wir werden die Küste noch eine Weile genießen und dann Richtung San Pedro de Atacama in die Berge fahren. Fein, dass wir Zeit, Pisten, lange Gespräche und schöne Landschaften miteinander genießen konnten!
Fortsetzung Bericht nach den Bildern
Die ersten Kilometer bis Iquique führen uns durch die Atacama pur – nirgends auch nur eine Spur von Grün, nur kahle Ebene, kahle Hügel mit ein paar Geoglyphen, wie den „Giganten de Atacma“. Die wenigen „Flusstäler“ Richtung Meer werden intensiv bewässert um ein wenig Landwirtschaft betreiben zu können. Allerdings sehen einige „Felder“ sehr armselig aus. Wir vermuten, dass auch hier der Grundwasserspiegel nicht immer das her gibt, was die Pflanzen brauchen würden. Das Tal zur Caleta Camarones wird für Geflügelzucht genutzt. In der kleinen Lagune am Meer soll es Flusskrebse geben, wir haben keine gesehen. Dafür erfreuen uns in den Wellen Seerobben, Pelikane und ein paar Delfine.
Kurz vor Iquique versuchen wir uns in den ehemaligen Salpetersiedlungen Humberstone und Santa Laura vorzustellen, wie auf dieser heißen, staubigen Ebene das wertvolle Salpeter abgebaut, verarbeitet und zum Hafen gebracht wurde. Die Schule, das Theater und das Schwimmbad (in einem ehemaligen Schiffsbauch) sowie Wohnungen und Versorgungsstätten sind als Freilichtmuseum gestaltet. Alles sehr ansprechend, aber wieder einmal keine Tafel in Englisch – im UNSECO Weltkuturerbe!
Iquique selbst ist eine eigenartige Stadt. Fast 1000m fällt die breite Zufahrtsstraße zum Meer hinunter, um dann elegant um einen 400m hohe Sanddüne ins Zentrum zu führen. Was von der Ferne eindrucksvoll aussieht, entpuppt sich von der Nähe als Stadt der Gegensätze: tolle Villen und Hochhäuser entlang der Flaniermeile an der Küste, Blechbaracken und völlig verfallene Gebäude am Stadtrand. Bettler, Schuhputzer und Obdachlose teilen sich den Strand mit Joggern, Scatern und Bikern.
Von hier aus folgen wir der Küste bis Tocopilla und sind von den vielen Stränden und der wilden Brandung begeistert. Wir passieren sehr einfache Fischerdörfer, so manche zusammen gezimmerte Unterkunft erinnert uns an die der Fischer, die wir an der marokkanischen Atlantikküste gesehene haben. Manches scheint international zu sein :-).
In Tocopilla biegen wir landeinwärts. Wir möchten zur größten Kupfermine der Welt, nach Chuquicamata. Laut Internet kann man von Calama aus eine Besuchertour buchen. Aber, weit gefehlt. Alles zu, Touren gibt es laut Security erst wieder im Februar. Sehr schade, wir hätten gerne in das 1000m tiefe Loch geblickt und einige Fragen gestellt.
Weiter östlich interessiert uns das Geysirfeld von El Tati „Crying Grandfather“ genannt. Also übernachten wir noch einmal auf 4.300m beim Visitor Center um den Sonnenaufgang in voller Pracht erleben zu können. Fassungslos stehen wir vor mindestens 20 Schildern voller Verbote und Anweisungen. Fürsorglich sagt man uns sogar, dass wir am Vorabend nichts Schweres essen und keinen Alkohol trinken sollen, damit wir die Geysire erleben können. Irgendwie beschleicht uns das Gefühl, dass man uns entweder nichts zutraut oder uns nicht ganz ernst nimmt :-). Da am frühen Morgen, bevor die Sonne aufgeht, die Geysire am aktivsten sind, stehen um 6:00 bereits einige Autos vor dem noch geschlossenen Tor. Wir Glückskinder haben den Vorteil drinnen übernachtet zu haben und können so noch vor dem Besucheransturm zu einem der Geysirfelder fahren und das Schauspiel in der kalten Morgenluft genießen. Innerhalb einer halben Stunde fluten an die 100 Fahrzeuge vollbeladen mit Touristen das Gelände.
Wir verziehen uns und steuern unser letztes Ziel in Chile an: San Pedro de Atacama, der Ort, den angeblich jeder besuchen muss. Die ehemals verschlafene Oase am Rande des Salar Atacama, umgeben von Canyons und Vulkanen, ist heute ein professioneller Touristenhotspot. Im Zentrum wimmelt es von hippen, jungen, sportlichen Menschen. Das Angebot ist perfekt auf diese Zielgruppe zugeschnitten: Sportequipment, vegane Restaurants, Schmuck und lässige Kleidung – wir fühlen uns ein wenig fremd und ziehen uns für Silvester auf einen kleinen Campground im Süden der Stadt zurück. Hier heißen wir mit anderen Overlandern das neue Jahr willkommen.
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Dietmar und Geli (Samstag, 31 Dezember 2022 21:23)
Liebe Lisi lieber Martin ,
wir sind beeindruckt und überwältigt von euren Berichten und Bildern und möchten uns bedanken das wir auf dieser Weise mit euch reisen können!
Wir wünschen euch weiter
spannende und interessante Erlebnisse, gute Fahrt und vor allem Gesundheit für das kommende Jahr ��
Liebe Grüße
Geli & Dietmar
Walter & Irene Lunzer (Mittwoch, 04 Januar 2023 13:01)
Hallo Lisi und Martin,
zuerst wünsche ich euch ein gutes neues Jahr 2023. Ich bin echt begeistert von eurer Art und Weise wie ihr über die Reise berichtet. Top ! Der Dezember von euch deckt sich in vielen Passagen mit meiner Motorradreise vor einigen Jahren und ich freue mich über ähnliche Erkenntnisse.
Ich hoffe, daß sich die Situation in Peru positiv einpendelt und ihr eure Tour nach Norden weiterführen könnt.
Wie wünschen weiterhin einen gute Verlauf und bitte weiter so berichten :) !
Liebe Grüße Walter & Irene
PS: Ich bin begeistert wie toll sich der Capucino in der Höhe bewährt !
Stephanie & Rasselbande (Donnerstag, 05 Januar 2023 10:39)
Und schon ist es da, das neue Jahr - und weil es sich sogar bissl reimt, ist es sicher gut (alte Weisheit vom Pumuckl)
Wir lieben eure Bilder und Berichte und freuen uns immer sehr darauf - und es bleibt ja wirklich spannend, denn die Reise ist so richtig abwechslungsreich!
Wir grüßen euch aus Linz, nach einem kurzen Urlaub am Obdacher Sattel mit Rodelpartien, Kaiserschmarrn und 2 Skitagen - wir waren wohl eine der wenigen hier in Ö, denen ein bissl Schnee vergönnt war beim Jahreswechsel.
Linz zeigt sich grau in grau und heute ziemlich stürmisch. Anika geht gut eingepackt als Hl. König Melichior umher und war ziemlich aufgeregt deswegen.
Noch haben wir 4 Tage Urlaub, dann starten alle wieder mit der Schule.............
Umarmung und liebe Grüße vom Froschberg, eure Nachbarn von Nummer 13
Peter und Patricia Schirato (Donnerstag, 05 Januar 2023 15:19)
Liebe Lisi, lieber Martin
Eure Reiseerlebnisse sind spannend, vielseitig und intensiv. Ihr habt wieder soviel Beeindruckendes erlebt und dies im Bericht toll übermittelt. Auch die Fotos gefallen uns super. Alles Gute ihr beiden und hoffentlich kriegt ihr das Malheur mit Cappuccino gut hin. Seid herzlich gegrüßt Patricia und Peter
Elisabeth Gansinger (Donnerstag, 05 Januar 2023 16:18)
Liebe Lisi, lieber Martin,
seid ihr gut und mit Lust auf neue Reiseeindrücke im neuen Jahr angekommen? Eure Berichte machen mich sprachlos (will was heißen :-)
Ich staune, google eure Aufenthalte, lese im www nach und bin baff, wie ihr und Cappuccino immer wieder die großen Höhen bewältigt. Eurer Blog und die Fotos sind unbeschreiblich großartig. Herzlichen Dank ♥️.
Charly und ich wünschen euch einen guten Start ins neue Jahr mit Pisten, Gegenden und Menschen, die euch gut tun und Freude bereiten.
Macht’s gut, passt auf euch auf und bleibt gesund!
Alles Liebe
Elisabeth und Charly