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Sonntag, 22.1.2023 – Sonntag, 5.2.2023 - km 1.484
GESAMT: 154 Tage - km 18.421
Voll Energie nach den gemütlichen Tagen bei Frances und Alejandro und ihren Freunden treiben wir uns noch einige Zeit in der Region rund um Cordoba Capital herum.
Der Nationalpark Quebrada de los Condoritos ist die „Flugschule“ für junge Kondore. Hier, an der eindrucksvollen Schlucht des Rio Condorito, herrschen ideale Windbedingungen für erste Flugversuche. Die großen und schweren Vögel brauchen Wärme und relativ viel Aufwind - und den gibt es hier zur Genüge. Leider können wir sie nur aus der Ferne beobachten, die Bedingungen fürs Fliegen sind offenbar auf der anderen Seite der Schlucht besser. Trotzdem, eindrucksvoll sind sie schon.
An den zahlreichen Flüssen jenseits und diesseits der Sierra Cordoba liegen viele Balnearios. Wir befinden uns im beliebten Urlaubsgebiet der Argentinier. Genau wie sie genießen wir die angenehmen Temperaturen der verschiedenen Flüsse – bei bis zu 35° unter Tags tut kühles Wasser wirklich gut! Immer wieder werden wir freundlich angesprochen, auf schöne Plätze hingewiesen und über unsere Reise befragt. Die Gäste kommen zum Beispiel aus Buenos Aires oder Santa Fe, mieten eine der vielen Cabanas und genießen die Tage. Die Orte Villa de las Rosas, Merlo, La Cruz, etc. sind echte Fremdenverkehrsorte. Am Abhang der Sierra werden Oliven und Wein angebaut, auf den saftigen Wiesen nahe der Flüsse grasen Kühe und Pferde – eine Idylle! Allerdings berichtet man auch hier von ausbleibenden Regenfällen und geringer Wassertiefe.
Wir queren noch einmal die Sierra über ein eindrucksvolles Granitplateu, passieren die vielen Stauseen rund um den Rio Grande und steuern auf General Belgrano zu. Einige Argentinier haben sie uns als „Pflichtbesuch“ ans Herz gelegt, ist die Stadt doch eine deutsche Gründung. Hier gibt es jährlich ein Oktoberfest und ein „Fest der Wiener Torten“. Wir kommen uns ein wenig vor wie in einer Theaterinszenierung oder wie bei einem „Tyrolean Evening“. Die Geschichte der Stadt ist allerdings schon interessant. Sie wurde unter anderem von Überlebenden des im 2. Weltkriegs vor Montevideo versenkten Kriegsschiffs Admiral Graf Spree gegründet. Auf ihr waren auch flüchtenden Nazis.
Natürlich stoppen wir auch in Alta Garcia, ein Luftkurort mit einem Museum für Che Guevara. Seine Familie übersiedelte auf Anraten der Ärzte hierher, denn Che litt zeitlebens an Asthma. Es ist beeindruckend, wie Leben und Person von Che Guevara dargestellt werden und mit welcher Andacht manche Besucher lange in den Räumen verweilen. Da die Estancia Jesuita geschlossen ist – sie gehört mit 5 anderen zum UNESCO Weltkulturerbe – erkunden wir noch das Museum Archeologico Municipal, das den Indigenen gewidmet ist, die hier vor der Kolonisierung lebten. Viel ist es nicht, aber immerhin 3 kleine Räume, die an die Urbevölkerung erinnern.
Cordoba Capital ist unser nächstes Ziel. Die Innenstadt ist voller kolonialer Gebäude und eindrucksvoller Kirchen, aber wir möchten zum Museum für Iberoamerikanisches Kunsthandwerk und dem bekannten Kunstmarkt, der immer am Wochenende statt findet. Wir schlendern an den vielen Verkaufsbuden vorbei und bewundern die Kreativität der Aussteller. Vom Holzspielzeug über Schmuck, Traumfänger und 2nd Hand Kleidung kann man hier alles in sehr entspannter Atmosphäre erwerben.
Fortsetzung Bericht nach den Bildern
Wieder geht es raus aus der Stadt und in die Natur. Frances und Alejandro haben uns das „Mar Chiquita“, eine große Salzlagune nordöstlich von Cordoba, ans Herz gelegt. Das Klima und das Seewasser sollen heilende Wirkung für Haut- und Lungenkrankheiten haben. So entwickelte sich am Beginn des 20. Jahrhunderts der Hauptort Miramar zu einem beliebten Kurort für betuchte In- und Ausländer. Darauf geht auch die Gründung des „Grand Hotel Viena“ zurück. Es wurde Anfang der 40er Jahren vom Generaldirektor der deutschen Firma Mannesmann für seine österreichische Frau gebaut. Sie litt an einer Hautkrankheit, sein Sohn an Asthma. Es bot für die damalige Zeit unglaublichen Luxus, wie ein Bad in jedem Zimmer und eine Klimaanlage. Für kurze Zeit war das Grand Hotel Viena ein angesagter Ort für die deutsche Oberschicht in Argentinien, aber auch in Europa. Lange war es allerdings nicht in Betrieb, schon 2 Jahre nach der Eröffnung verließ der Erbauer das Haus, der letzte Pächter wurde in 60er Jahren tot aufgefunden und in den 70er Jahren viel die Anlage einer Überschwemmung zum Opfer. Seither frisst sich das Salz durch die Mauern. Ein kleines Museum dokumentiert die Geschichte dieses ehemaligen echten „Grand Hotel“.
Heute ist vom mondänen Glanz in Miramar nichts zu spüren. Cabanas, Restaurants, Fast Food und Campingplätze reihen sich entlang der Küste. Musik dröhnt von allen Terrassen, man sitzt im Klappstuhl am Ufer und hält die Füße ins Wasser oder taucht kurz unter.
Wir ziehen uns zum Mirador Lomas de los Indios zurück, wo für uns viele Vögel ein Konzert veranstalten. Der See hat sich weit zurückgezogen – eine Folge des Regenmangels, der natürlich auch hier zu spüren ist.
Schnurgerade Straßen führen uns an Zäunen entlang durch endlose Ebenen mit Mais, Futterpflanzen, Rinderherden und Pferden. Pampa pur – wir haben fast vergessen, wie weit hier das Land ist. In Cayasta befinden sich die Ruinen „Santa Fe Vieja“. Das Museum selbst ist ein wenig spärlich ausgestattet, bietet allerdings ein interessantes Relief der 1537 gegründeten Kolonialstadt. In den Grundmauern der San Franziskus Kirche liegen Skelette, die in der Krypta gefunden wurden, fein säuberlich aufgereiht. Wirklich spannend ist ein rekonstruiertes Wohnhaus mit Nebengebäuden und Einrichtungsgegenständen. Hier kann man sich das Leben im 16. Jahrhundert recht gut vorstellen. 1660 wurde die Stadt wegen Überschwemmungen übersiedelt, an die heutige Stelle einige Kilometer weiter südlich.
Von Santa Fe aus wollen wir nach Gualeguaychú, das sich stolz Stadt des „Carnaval del País“ nennt. Jeden Samstag im Jänner und Februar, am letzten Februar Wochenende sogar 3 Tage, wird hier im Corsodromo, dem ehemaligen Bahnhof, gefeiert. Wir haben für den 4.2. Karten erstanden und sind gespannt auf das Spektakel mit angeblich bis zu 40 000 Besuchern. Um 20:00 ist Einlass, Sitzplätze werden gesucht (die Sessel sind nicht nummeriert, die Karten schon – das ist eine gewisse Herausforderung für die jungen Ordner) und bis zum Beginn um 22:00 herrscht bereits Chaos, nicht nur in unserer Sektion. Aber das ist alles kein Problem. Viele tragen bunten Kopfschmuck oder blinkende Haarreifen, machen Selfies und sind aufgeregt. Alle sind hier – Kleinkinder, jung und alt. Stolz wird berichtet, dass heuer 25 Sambagruppen ihr Können zeigen werden. Endlich geht es los und die Zuschauer sind nicht mehr zu halten. Laut wird die Karnevalshymne mitgesungen und mitgetanzt, die vorbeiziehenden Gruppen jubelnd angefeuert. In den nächsten Stunden tanzen Frauen und Männer in aufwändigen, sexy Kostümen Samba, sie werden von riesigen Wagen mit unglaublichen Aufbauten begleitet, auf denen auch getanzt oder musiziert wird. Ihre Darbietungen erzählen Geschichten, die wir nur sehr teilweise entschlüsseln können. So glauben wir z.B. eine Elvis Presley Gruppe zu erkennen oder einen Jungen, der mittels Bücher in eine Fantasiewelt eintaucht. Lustvoll mischen sich Straußenfedern mit Indianerkopfschmuck, Kostüme, die an die Kolonialzeit erinnern mit Teufeln, Piraten und wilden Tieren. Wir sind völlig gebannt, tanzen mit und fotografieren. Um 2:00 nachts haben wir genug, es warten immer noch Gruppen am Eingang um vorbei zu tanzen. Nach diesem Spektakel genießen wir die Ruhe am Fluss so richtig.
Dieser Karneval ist wirklich ein würdiger Abschied aus Argentinien. Morgen geht es weiter, wieder nach Uruguay, unsere letzte Station vor der Heimreise in ca. 4 Wochen.
Karneval spezial - für alle, die noch mehr Bilder und ein Potpurri dieses Spektakels sehen möchten
Video-Potpourri des Carnaval del País
Carnaval des País - die größte Party Argentiniens !
interessantes feature des Explorer Magazins
(Vollansicht nur in Youtube möglich)
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Stephanie & Rasselbande (Montag, 06 Februar 2023 05:06)
Große Vögel, wilde Flora, Ruinen, Skelette, Glanz & Glimmer- Argentinien vergesst ihr nimmer!
Unglaublich welche Vielfalt an Eindrücken ihr schon wieder für uns alle bereit habt.
Und wie immer bin ich sicher, dass es in Uruguay nicht anders sein wird - denn ihr sucht & findet schon immer das Besondere auf euren Reisen!
Alles Liebe aus dem doch recht kühlen Linz!
Eure 5 Nachbarn von Nummer 13
Elisabeth und Charly (Montag, 06 Februar 2023 10:19)
Ihr habt Argentinien wahrlich würdig verlassen. Herzlichen Dank für eure imposanten Bilder und die interessanten Schilderungen.
Gutes Ankommen in Uruguay und Plätze, Begegnungen, Momente und Tage, die euch gut tun. Das wünschen wir euch!
Liebe Grüße aus Urfahr
Elisabeth
und aus Bad Gastein
Charly
Kairn (Montag, 06 Februar 2023 20:53)
So tolle Kostüme, das ist ja der Wahnsinn! Danke für die eindrucksvollen Fotos und alles Liebe! Wenn das Teil des Womo Reisens ist - gar nicht übel ;)
Peter und Patricia Schirato (Donnerstag, 09 Februar 2023 18:35)
Liebe Lisi, lieber Martin danke für den spannenden und wie immer informativen Bericht. Ihr habt so viel erlebt und zum Abschluss von Argentinien hingerissen von dem tollen Spektakel mitgetanzt, ein super Erlebnis. Herzliche Grüße aus Salalah Patricia und Peter