In Musandam, der Enklave des Oman am Nordspitz der Arabischen Halbinsel, finden wir eine Traumbucht für die Weihnachtstage. Eine steile Schotterstraße führt in Serpentinen hinunter in eine kleine Kiesbucht. Direkt am Wasser liegen eine hübsche Moschee und ein Heiligtum für einen weisen Mann, dahinter gedeihen im hohen Grundwasser Gräser und vereinzelte Palmen. Wie auf fast allen Stränden des Oman, steht auch hier ein großer Wasserbehälter mit Süßwasser. Der Sultan sorgt für das leibliche Wohl seiner Untertanen.

Nahe am Felsen, geschützt und mit freiem Blick auf die Straße von Hormuz finden wir einen guten Stellplatz. Rund um die Uhr herrscht reger Schiffverkehr in dieser Meerenge. Bis spät in die Nacht flitzen die kleinen Fischerboote der Einheimischen vorbei, von weitem ist das Dröhnen der großen Tankschiffe zu hören, die in der Nacht wie hellbeleuchtete Christbäume vorbeiziehen.

Ein karger Ast, geschmückt mit mitgebrachtem Christbaumschmuck, ist unser Weihnachtsbaum. Die größte Überraschung ist aber eine Wasserschildkröte, die beim Schnorcheln plötzlich unter uns auftaucht. Elegant gleitet sie die Felswände entlang auf der Suche nach Futter und lässt sich von uns, die ihr fasziniert folgen, nicht aus der Ruhe bringen. Was für ein einzigartiges Geschenk!

Seit unserer Einreise in den Oman sind wir im Urlaubsmodus: freundliche, zufriedene Menschen, eindrucksvolle Gebirge mit geologischen Schmankerln und herrliche Buchten am Indischen Ozean laden zum Verweilen ein.

Wir sind gerade in einer der vielen Traumbuchten angekommen und haben unsere Schnorchelausrüstung bereitgelegt, als ein Pickup bei uns hält. Ein junger Mann stellt sich als Tourguide vor, schenkt uns frischen Fisch und nimmt die Einladung zum Tee gerne an.  Er gibt uns Tipps, hat Antworten auf viele unserer Fragen und sagt schließlich: „You know, my father told me to make a mosque every day“. Als er unsere verwirrten Blicke sieht, lacht er und meint: „This means that I should welcome anyone I meet and offer my support. This is what making a mosque is all about. And you are foreigners, so feel welcome and if you need anything, don’t hesitate to phone me. I’ll be at your service”.

Das nennen wir echte Willkommenskultur. Lange sind wir sehr nachdenklich. Beschämt stellen wir uns vor, wie sich Menschen fühlen müssen, die zu uns nach Europa kommen und nicht so empfangen werden, obwohl sie meist Flüchtende sind und keine Reisenden, wie wir. 

Wasser zu bunkern ist im Oman ganz einfach, da überall im Land Wassertanks stehen, die regelmäßig befüllt werden. Am Stadtrand von Salalah, direkt am Strand, füllen wir gerade unsere Kanister, als uns eine Dame im Laufdress anspricht. Aufmerksam möchte sie wissen, ob alles in Ordnung sei oder ob wir etwas brauchen würden. Ich bedanke mich und versichere, wie sehr uns dieses Wasserservice das Reisen erleichtert. Susan lächelt, „Yes, this is the best country I’ve ever lived in”. Sie erzählt, dass sie vor 15 Jahren aus Amerika an die neu gegründete Universität in Muscat gerufen wurde und geblieben ist. Begeistert spricht sie vom großen Interesse ihrer Studenten und Studentinnen an ihren Seminaren und ist voller Bewunderung für die Bedeutung, die im ganzen Land profunder Bildung – vor allem auch für Frauen und Mädchen - zugeschrieben wird. Wir philosophieren über die Wichtigkeit des Sprachenlernens und teilen die Ansicht, dass Fremdsprachen nicht nur den Horizont erweitern, sondern auch zur Völkerverständigung beitragen können. Ihre Lesetipps nehme ich begeistert auf – ist doch meine Reisebibliothek nach 6 Monaten schon etwas geschrumpft. Zum Abschied gibt sie uns eine Adresse, an die wir uns jederzeit wenden können, falls wir in Not geraten. Sie selbst müsse weg zur IATEFL Conference, eine internationalen Sprachenkonferenz. Als ich ihr sage, dass auch ich einige Male an dieser Konferenz teilgenommen habe, fühlen wir uns hier - am Indischen Ozean, ganz im Süden des Oman – als Kolleginnen sehr verbunden.