Vereinigte Arabische Emirate - VAE


 

 

 

 

 

 

Eine Braut in Dubai (Anfang Dezember 2019)

Ein rostiger alter Kahn ist die einzige Fährverbindung zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Für ziemlich viel Geld nimmt er uns sowie viele Iraner und Iranerinnen mit in die V.A.E.

 

Wir warten gerade auf die Passkontrolle, als mich eine junge, hübsche Iranerin anspricht. Sie ist auf dem Weg nach Dubai, wo sie sich ein Brautkleid aussuchen möchte. Sie ist in Begleitung ihrer zukünftigen Schwiegermutter und ihren Schwägerinnen, und sehr aufgeregt. Plötzlich fragt sie mich, warum ich mich eigentlich nicht schminke. Im Iran, aber auch in den V.A.E., wäre es undenkbar sich ohne aufwändiges Makeup in der Öffentlichkeit zu zeigen. „Our eyes are very important, these are the only features we are allowed to show in public” erklärt sie mir, während ihr Kopftuch lässig an einem Dutt am Hinterkopf baumelt. Ihr obligatorischer Mantel ist zwar schwarz, aber so raffiniert geschnitten, dass sich in den aufspringenden Falten ihre schlanke Figur deutlich abzeichnet. Auf meine Antwort, dass ich ja seit Monaten im Auto lebe und mich noch nie geschminkt hätte, schaut sie mich ganz ungläubig an.

 

Iranerinnen geben pro Kopf weltweit das meiste Geld für Schönheitsutensilien aus. Die alten, bärtigen Mullahs können noch so restriktive Maßnahmen erlassen, die Frauen finden immer einen Weg, sich hübsch zu machen.

 

Und Dubai ist da genau der richtige Ort um sich ein exzeptionelles Brautkleid zu kaufen. In den riesigen Shopping Malls dreht sich alles um Luxus, Vergnügen und ums Geldausgeben. Ich bin sicher, dass die junge Braut hier ihr Märchenkleid gefunden hat.

 

Uns hat es nicht lange in Dubai gehalten – die künstliche Glitzerwelt und die Jagd nach Geld waren haben uns eher verwirrt.


 

 

 

 

 

 

Wer ist die schönste im ganzen Land? (Dezember 2019)

Der Weg aus Abu Dhabi nach Westen entlang der Küste ist eintönig. Viele LKWs, flache, staubige Landschaft, vereinzelt Siedlungen und Industrieanlagen. Kurz bevor wir nach Süden Richtung Oase Liwa in die Rub al Khali abbiegen, füllen wir unsere Tanks mit Diesel. Beim Bezahlen spricht uns ein fröhlicher junger Emirati, Suheil, an und fragt, ob wir auch zum „Camel Beauty Contest“ in Madinat Zayed unterwegs sind. Wir fragen, ob wir uns nicht verhört haben – ein Camel Beauty Contest? Was ist denn das? Prompt lädt er uns ein ihm zu folgen, er wird dem Organisator sagen, dass er Gäste mitbringt.

 

In den Dünen südlich der Kleinstadt ist viel los. Ausgedehnte Zeltlager, eine Eventhalle, ein künstlicher Souq, Imbissbuden, Wäschereien, große Autos und unzählige Kamele. Auf der „One Million Dollar Street“ werden die Kamele vorgeführt und ihre Schönheit zur Schau gestellt. Die pakistanischen Kameltreiber begleiten die Tiere zu Fuß, während die jungen Emirati in ihren Pickups oder teuren SUVs hinter ihnen herfahren und großes Geschrei veranstalten. Eine bizarre Szenerie.

 

Wir werden zum V.I.P. Zelt geleitet und fürstlich empfangen. Rund um ein großes Lagerfeuer sitzen honorige Herren, rauchen Shisha und genießen Tee, Kaffee und Datteln. Wir werden vorgestellt und sofort erklärt man uns die Verhaltensregeln: Wann muss man aufstehen, wer wird wie begrüßt, etc. Nur mühsam erwirken wir, dass wir vor dem Zeltlager in den Dünen übernachten dürfen und nicht in einem der Gästezelte, denn da müssten wir zwei Frauen in ein Frauenzelt und wir wären aller unter Dauerbeobachtung. Schließlich sagt man uns, dass wir zum abendlichen Dinner erwartet werden.

 

Gegen Sonnenuntergang machen wir uns „hübsch“ und begeben uns ins Dinner Zelt, wo uns ein unglaublich opulentes Mahl erwartet. Aufmerksames Servierpersonal zeigt uns allerlei Vorspeisen, bringt Kamelfleisch mit Reis auf riesigen Silbertabletts und versorgt uns mit Getränken. Die Manieren bei Tisch sind für uns etwas ungewohnt:  mit der Hand wird ein Stück Fleisch herausgerissen, dann nimmt man etwas Reis dazu und isst laut schmatzend und kauend. Das verschmutzte Plastiktischtuch wird abschließend ganz einfach mit allen Resten, inklusive Besteck weggeschmissen.

 

Wir sind froh, dass wir vorher schon den Koch gebeten haben unsere Scampi, die wir vom Fischmarkt in Abu Dhabi mitgebracht haben, für uns zuzubereiten. So bekommen wir einen eigenen Teller und müssen uns nicht am gemeinschaftlichen Zerfleddern der Speisen beteiligen.

 

Hier erleben wir hautnah worum es im Leben der Emirati geht: um Wettbewerb und viel Geld. Alle und alles wird einer Competition unterzogen: Kinder beim Wissensquizz, Datteln, Tänze, Speisen, Falken, sour milk und natürlich Kamele. Den Siegern winken hohe Preisgelder.

 

Unseren etwas gedämpften Enthusiasmus versteht niemand. Nach 3 Tagen verabschieden wir uns und sind erleichtert, nicht in so einer Welt leben zu müssen.