MAROKKO 2004

Reisebericht


Die Anreise

Dienstag, 30.3. 7.00 morgens. Abfahrt  Nikki & Geog mit Landy und den Enduros von Linz;  bis Freitag sollen sie in

Tariffa sein. ÜN westlich von Genua

Mittwoch, 31.3. ÜN irgendwo zw Südfrankreich und Südspanien

Donnerstag, 1.4. Endlich in Tariffa – bei Regen und mit einem kaputten Lichtschalter – den wir noch besorgen und mitnehmen werden.


Freitag, 2.4.

Isolde, Gerhard, unser jüngerer Sohn Clemens und wir beide fliegen über Frankfurt nach Casablanca. Taxi ins Hotel Suisse. Niki und Georg, die schon seit 16.00 da sind, schlafen bereits selig. Wir auch bald.

 

Samstag, 3.4.

7.00 – wir sind schon alle wach, geweckt vom Muezzin, der Sonne und der Lust auf Abenteuer. Es ist ziemlich windig und kühl, aber sonnig. Nach dem Frühstück werden die Motorräder abgeladen und gecheckt – 2900 km sind nicht ohne, auch für die Mopeds. Wir tanken, wechseln Geld – und verlieren uns gleich das erste Mal. Also – noch besser und klarer ausmachen, wann und wo wir uns treffen. Gerhard, Niki und Martin auf den Motorrädern - Lisi, Isolde, Georg & Clemens im Landy - so wühlen wir uns durch den dichten und hektischen Verkehr, kaufen Grundnahrungsmittel in einem tollen, neuen Supermarkt (Angebot wie bei uns) und gegen 13.00 sind wir endlich auf der Reise nach Süden. Wir fahren durch die intensiv landwirtschaftlich genutzte Ebene (Getreide, Erdbeeren, Raps,….) bis nach Berrechid und Khouribga. Durch Phosphatabbaugebiet, Mohnfelder, orange und violette Blumenwiesen nach Fkih-B-Salah. Die Strecke ist ziemlich dicht befahren, vor allem Schwerverkehr. Wir nehmen die Abzweigung in die Berge zu den Cascade d’Ouzoud – endlich haben unsere Motorradfahrer auch etwas davon. Gegen 18.00, nachdem wir bewaldete Berglandschaften und Schluchten durchfahren haben, sind wir an den Cascade, den höchsten Wasserfällen des Atlas. Wir bleiben in einer "sehr einfachen" privaten Unterkunft (75_DH exkl. Abendessen, Fenster zum Teil ohne Glasscheiben und ein gewöhnungsbedürftiges WC), parken Landy und Mopeds im Restaurantgarten, genießen unsere ersten Tajine und den ersten Abend mit einer mitgebrachten Flasche Rotwein. Unsere Gruppenfähigkeit wird gleich mit einem „Group – Zähneputzing“ am einzigen Waschbecken im Restaurantgarten getestet – wir erweisen uns der Aufgabe durchaus gewachsen.

 

Sonntag, 4.4.

Schon vor dem Frühstück wandern einige zu den Wasserfällen. Die sind wirklich eindrucksvoll. Wir frühstücken sehr ausgiebig (Berberomelett, Crepes, Tee, ….) bezahlen dann insgesamt 100 DH pro Person und sind um 9.00 startklar. Es geht zurück nach Ait-Attab, dann weiter vorbei an bunten Märchenwiesen zum Stausee von Bin Al-Quidana; am Nordufer zur Tankstelle in Quaouizant, wo wir einen guten Espresso genießen. Über eine Hängebrücke weiter bis auf ca. 1800 m. Dann Ende der Asphaltpiste und über eine Schotterpiste zur Cathedrale de Roche, einem imposanten Gebirgsstock. Nach einer Rast und kurzem Bad im eiskalten Fluss durch den Canyon von Assif Melloul (eng, steil, rot, grau, grün) nach Anergui, wo wir um ca. 16.30 auf dem Dorfplatz ankommen. Kinder und Leute empfangen uns, der Chef der lokalen Gite Etape Chifri, der einzigen Herberge, begleitet uns zu seinem Haus. Wir bekommen Gemüsesuppe, Couscous und Tee, machen einen Abendspaziergang, geleitet von den beiden Kindern des Hauses zum Großvater und wir genießen die freundlichen Atmosphäre. Dann Ruhe, traumhafte Aussicht, wir schlafen gut.

 

Montag, 5.4.

Um 7.00 sind wir alle auf. Wunderbarer Sonnenaufgang über den schneebedeckten Atlasbergen. Wir werden mit einem Frühstück verwöhnt, packen, machen Abschiedsfotos und brechen auf. Auf der Hauptpiste nach Norden, auf über 2500 m – Schneeballschlacht inbegriffen – und dann weiter nach Osten Richtung Tassent. Landschaft und Piste sind unglaublich – Höhenweiden, Schafe, Ziegen Mulis, Dörfer mit vielen Kindern. Die Piste entspricht dem Geschmack der Enduristi: steinig, durch Furten, Steinstiegen, durch enge Flussbetten- in denen uns plötzlich ganz normale LKWs mit Fracht und obendrauf Leuten entgegen kommen. Dadurch erkennen wir erst den richtigen Weg - die nächsten ca. 500m direkt im Fluss. Gegen 13.00 sind wir schließlich am Lak Isli vor Ilmichil, wo wir Mittagspause machen. Wir beschließen weiter zu fahren, nach Agoudal und weiter auf der Piste nach Msemir. Die ist zwar im Vergleich zum Vormittag wie eine „Autobahn“ (Originalton Wirt am Lak Isli), aber halt doch eine Piste, die auf 2900 m führt, wo wir ein Schneefeld umfahren müssen. Ein kleiner Nomadenbub zeigt uns den Weg, dafür darf er auf dem Motorrad ein Stück mitfahren. Endlich, um 18.00 sind wir in Msemir, müde und froh ein Hotel zu finden (gegenüber dem Marktgelände, 80 DH pro Zimmer, 60 DH für Essen). Geduscht und zufrieden speisen wir auf dem Balkon Couscous und fallen ins Bett.

 

Dienstag, 6.4.

Wie immer, um 7.00 herrscht schon reger Betrieb. Nach dem Frühstück und Motorradcheck fahren wir durch die morgendliche Dadesschlucht. Wir sind beeindruckt und erkennen, dass die Straße im Winter ziemlich gelitten haben muss. In Boulmane de Dades tanken wir und fahren weiter auf Asphalt (wie fad!) nach Tenerhir. Wir erleben zwar kein Oasenleben, bummeln aber ein wenig durch den Palmenhain. Die Mandelbäume blühen schon und überall wird gearbeitet. Weiter zur Piste nach Alnif und auf geht’s über den Djebel Sarhro durch schwarze wüstenhafte Mondlandschaft. Im einzigen winzigen Palmenhain trinken wir ein Cola und fahren durch kleine Dörfer mit vielen Kindern bis wir ca. um 15.30 Alnif erreichen. Im Hotel Gazelle du Sud entdecken wir ein Berberzelt auf dem Dach und das heißt: wir bleiben. Mit etwas Handeln bekommen wir Halbpension um 130 DH. Wir genießen die erste wirklich heiße Dusche, verbummeln den Nachmittag beim Geologen und seinen Trilobiten nebenan, die Mopeds werden repariert, Karten gekauft und geschrieben – einfach Pause. Zum Abendessen gibt es „brouchette“ (Grillspieße mit Pommes), den „sun–downer“ nehmen wir auf dem Hoteldach vor unserem Schlafzelt – Herz, was begehrst du mehr ?

 

Mittwoch, 7.4.

Unerbittlich weckt uns der Muezzin um 5.00, dann ein Dauerhupkonzert um 6.00 – das ist genug. Um 7.00 räumen wir zusammen, packen und frühstücken – wir wollen eine noch eher unbekannte Piste nach Merzourga fahren. Wir tanken, besorgen Brot, Orangen und Wasser und setzen uns Richtung Timerzif in Bewegung. Dort auf die Piste nach Fezzou, die wir leicht finden. Sie führt durch kleine Dörfer mit –wie immer– vielen Kindern. In Fezzou verlassen wir die Piste und folgen den GPS – Angaben „quer–Wüste–ein“ durch Ebenen, auf einsame Bergrücken, zu fantastischen Aussichtspunkten immer nach Osten. Clemens genießt den Fahrtwind als Mitfahrer auf der "Maschin". Wir queren den Qued Reris, der ziemlich viel Wasser führt, halten an einem einsamen Brunnen. Manchmal müssen wir auch schaufeln. Wir queren noch den Qued Zis und erreichen gegen 16.00 Merzourga, gerade rechtzeitig vor einem heftigen Sandsturm retten wir uns in die Auberge Rose du Sable. 150DH kostet die Halbpension in akzeptablen Zimmern. Alles wird verschlossen, die Maschinen schnell in den Innenhof gebracht und dann warten wir den Sandsturm ab bei Thé á la Mente. Wir genießen die Spezialität der Gegend (kleingeschnittenes Rindfleisch, Gemüse, Eier in einer Tajine gekocht) und gehen bald schlafen.

 

Donnerstag, 8.4.

Isolde und Lisi erklimmen frühmorgens rund die Hälfte der großen Sanddüne. Nach dem Frühstück fahren Niki und Martin „Sandspielen“ (Überquerung des Erg Chebbi mit den Enduros). Gegen 11.00 brechen wir nach Merzourga auf um zu tanken. Viele Touristen sind da, weil die Teerstraße bis Merzourga verlängert wurde. Wieder kommt ein Sandsturm auf. Wir sind unschlüssig, ob wir die Südpiste fahren sollen – für Martin ist das der 3. Versuch. Ein Guide rät uns ab – er meint, wir sollten noch mindesten einen Tag warten, dann würde es gehen. Das ist uns aber zu lang, also auf nach Rissani, um den sehr ursprünglichen Markt zu erleben. Dort kaufen wir Orangen, Tomaten und Brot und dann geht es wieder zurück auf der Asphaltstraße nach Alnif. Im Hotel Gazelle du Sud werden wir wie alte Freunde empfangen. Auch dort erreicht uns im Laufe des Nachmittags der Sandsturm von Süden und Regen von Norden – ein eindrucksvolles Schauspiel.

 

Karfreitag, 9.4.

Martin ist nicht wirklich fit – also fährt er im Auto mit, Georg übernimmt das Motorrad. Auch heute nehmen wir eine ganz seltene Piste über die Berge, die Clemens und Martin mit Karte und GPS zuhause "erahnt" haben. Sie passt perfekt – nur auf dieser Strecke ist schon lange niemand mehr gefahren. Von Alnif nach Im–n-Ouzzou, durch völlig einsame und verarmte Bergsiedlungen, Kinder ohne Schuhe, die mit Stiften nichts anfangen können. Teilweise ist die Piste abgebrochen oder kaum vorhanden, aber es geht. Über einen Pass nach Ikounin, wo wir im Cafe des Nomades 3 Cola und 4 cafe au lait um 1,40 €(!) trinken, über den Tizi n’Tazazert (2200m), und eine immer noch anspruchsvolle Piste Richtung Süden nach Nekob. Wir treffen eine spanische Offroad-Gruppe, die die Piste für sich beansprucht. Von Nekob aus genießen wir das Abendlicht weiter bis Tansikht, im Wadi Draa – dem Niltal von Marokko: Kasbah reiht sich an Kasbah im Flusstal, Bergrücken begleiten das fruchtbare Tal. In Agdz bleiben wir am Camping Palmerie et Kasbah. Wir beziehen kleine Zimmer in der Kasbah, genießen den Abend mit guter Tajine.

 

Ostersamstag, 10.4.

Wir beginnen gemütlich: Frühstück auf der Terrasse des Campingplatzes – da lässt es sich aushalten! Rundgang durch die verfallene alte Kasbah, den Palmenhain und - wie immer– Motorradcheck. Wir fahren nach Quarzazate um zu tanken und Geld zu wechseln. Kaffee und Tee in einem schönen Hotel. Kurzer Stopp bei Ait Benhaddou – zu viele Leute für unseren Geschmack, und auf die Piste nach Telouet. Die ist nicht nur schwieriger, als wir sie in Erinnerung haben, es ist auch weiter, aber die Landschaft und die Farben sind immer noch so schön! Endlich, gegen 17.00 sind wir in Telouet – und siehe da, aus der verschlafenen Auberge chez Achmed ist eine Touristenherberge geworden. Wir sind kurz irritiert, können aber dann im fertig gestellten Steinhaus gegenüber im Salon schlafen. Dort erleben wir die originellste Dusche (kalt von oben, heiß im Kübel) und einen zauberhaften Abend bei einem Teppichhändler im Nachbarhaus. 2 Stunden lassen wir uns entführen – und kaufen alle einen Teppich.

 

Ostersonntag, 11.4.

Frühstück auf der Dachterrasse mit Schoko – Ostereiern, die etwas zerquetscht die Reise bis hierher überstanden haben und begleitet von den Morgengeräuschen der Tiere des Dorfes. Die Kasbah des letzten Glawi liegt in schönem Morgenlicht. Ali, der Nachfahre des Schlossers der Kasbah, führt uns und erzählt kompetent von der Vergangenheit. Gegen 11.00 kommen viele Jeeps in der Herberge an und wir verziehen uns Richtung Marakkech. Zurück auf die Hauptstraße, über den Tiz-n-Tichka (2260m), über viele Kurven nach Marrakech – gegen 14.30 sind wir im Hotel Menara. Es war nicht all zu leicht zu finden, aber „wo ein Wille da ein Weg“! Eine Schnellpizza (mit marokkanischer Definition von „schnell“) und auf ins Gewühl des Souks. Viele Menschen, viel Gedränge - einige von uns genießen den Abend noch auf dem „Platz der Gehenkten“.

 

Ostermontag, 12.4.

Frühstück, packen und auf nach Casablanca. Viel Verkehr auf der Verbindungsstraße, aber wir erreichen Casablanca und das Hotel Suisse. Georg und Niki checken noch einmal für eine letzte Nacht ein, wir verladen alles, verzurren die Motorräder und nehmen Abschied in einem Restaurant am Strand bei Calamari Fritti und anderen Köstlichkeiten. Gegen 23.00 steigen wir in ein Taxi zum Flughafen, lassen alle Kontrollen brav über uns ergehen, und ab geht es wieder über Frankfurt nach Linz.

 

Todmüde aber zufrieden und glücklich über die wunderbare Reise mit sehr netten Menschen kehren wir am Osterdienstag vormittags heim.

 

Georg und Niki nehmen die Fähre von Tanger nach Genua und kommen am Freitag früh in Linz an. DANKE.

 

À une prochaine fois, in-shallah!