Nach verschiedenen Überlegungen zu Reisezielen für 2014 haben wir uns entschlossen, Marokko einmal im Sommer zu versuchen. Und auch unsere 6. Marokoreise hat unsere Erwartungen voll erfüllt.
Wir waren diesmal alleine mit unserer "Gite d´Etape" (ISUZU D-Max mit GEOCAR-Kabine) unterwegs und bis auf ein paar Kleinigkeiten hat sie uns auch gut und sicher durch teilweise relativ schwieriges Gelände gebracht.
Gesamte Strecke incl. Fahrt Linz - Genua und zurück:
Laut Tacho 5.287 km, davon 3.686 km in Marokko (Pistenanteil ca 35%)
Durchschittsverbrauch 12,4 L/100km in Marokko
Dieselpreis zw. 9,6 und 10,1 DH = ca € 0,88 im Schnitt
Reisezeit: Freitag, 11.7. – Samstag, 9.8.2014
Anreise, Überfahrt, Ankommen: 11.7. – 15.7.
Über die Brennerautobahn gelangen wir rasch und problemlos nach Genua. Beim Einchecken bekommen wir bereits einen Vorgeschmack, worauf wir uns in den nächsten Wochen unter anderem einstellen werden müssen – Geduld und Zeit: einige europäische Marokkaner, die zum Heimaturlaub an der Polizeikontrolle angestellt sind, sehen nicht ein, dass auch ihre Frauen und Kinder zur Passkontrolle persönlich erscheinen müssen. Unter einem Blechdach bei ca. 40° C entwickeln sich Schreiduelle zwischen aufgeregten Männern und den italienischen Polizisten, bis die Kontrolle eingestellt wird – und das kurz vor Abfahrt der Fähre. Nach einiger Zeit kommen dann doch die ganzen Familien und es wird wieder abgefertigt. Und auch wir sind dann endlich an Bord. Das Autodeck ist halb leer, das Schiff voller Kinder und Männer, die Frauen bleiben überwiegend „unsichtbar“ in den Kabinen, wir sind die einzigen „Camper“. Einige wenige Touristen treffen wir in den nächsten 2 Tagen. Martin sieht das Endspiel der Fußball-WM mit vielen anderen marokkanischen Männern in der Bar. Delphine begleiten uns ab und zu.
Die Einreise in Tanger Med ist völlig unkompliziert, weil die Formalitäten bereits am Schiff erledigt werden können. (Tipp: Zollformular für das Fahrzeug vorab über Internet ausdrucken). Wir besorgen uns noch eine Simcard für Telefon + Internet (bewährt haben sich INWI und Moroc Telecom) und im Nu sind wir draußen, auf dem Weg nach Tetouan und Chefchaouen. Gegen 20:30 sind wir am Camping Azilan, im Pinienwald hoch über dem Ort. Der Platz ist hübsch angelegt, angenehm schattig, die Sanitäranlagen okay. Es sind ganz wenige Camper da. Hier wollen wir so richtig ankommen, Chefchaouen erkunden und alles für die nächsten Wochen vorbereiten.
ÜN: Camping Azilan (Chefchaouen)
16.7. – 20.7. Über das Rifgebirge ins „Paradies“ an der algerischen Grenze: Iche und Figuig:
Von Chefchaouen aus nehmen wir die N2 nach Isaguen (Ketama), der „Hauptstadt des Hanfanbaus“ im Rif. Die Stadt ist hässlich, voller Müll und wir können uns gar nicht vorstellen, dass hier einmal ein Naherholungsgebiet lag. Wir biegen nach Süden auf die R509 nach Taounate. Hanfanbau überall – wir fragen uns, wie da die internationalen Bemühungen, die Bauern zu bewegen, Obst anzubauen, greifen sollen. Einige wenige wollen uns aufhalten und etwas verkaufen, aber nicht aufdringlich. Scheinbar bremst auch hier der Ramadan die Intensität der Aktivitäten .Bei Ain-Aicha biegen wir nach Osten. Die erhoffte Piste ist asphaltiert und bringt uns zur N6. Wir wollen in den Nationalpark Djebel Tazzeka, in die Karstgrotte Gouffre du Friouatu. Ein etwas unwilliger junger Mann meint, wir könnten schon auch die 3 Stundentour in das Grottensystem machen. Wir trauen ihm die Führerkompetenz nicht recht zu und beschließen nur in den „Trichter“ zu steigen. Dieser ist immer noch so eindrucksvoll wie 2006, angenehm kühl und geheimnisvoll. Der Übernachtungsplatz am Rastplatz „Valleé des Oiseaux“ ist zwar hübsch, aber alle Tische und Bänke sind zerstört und überall sind Glassplitter von Bierflaschen. Wer macht so was??
Unser Weg führt uns weiter nach Süden auf der R507 Richtung Tamtrouchte durch schöne Gebirgslandschaft mit unglaublich intensiver Gartenkultur in den Tälern. Es muss hier auch im Sommer genug Wasser geben. Wir wollen den 2400 m hohen Pass Tizi–bou–Zabel schaffen, der für uns 2006 wegen Schneefeldern (April!) unpassierbar war. Natürlich geht das jetzt, bei ca. 40°C! Wir rollen hinunter ins fruchtbare Tal Richtung Imouzzér-des-Marmoucha, einem kleinen Ort, der kühn auf einer Fels- und Schotterkante liegt. Von dort aus biegen wir nach Osten, Richtung Outat-Oulad-El-Haj an der N15. Auch hier ist die Piste asphaltiert und breit ausgebaut, im völligen Hinterland. Wir fragen uns – wie so oft – warum nur?? Später erfahren wir, dass hier die Emirate heftig investieren, vor allem im Gebiet zwischen Ain-Benimathar und Bouarfa. Sie züchten spezielle Vögel und jagen damit oder machen Urlaub in streng abgeschirmten Anlagen. Angeblich entkommen sie hier auch den strengen Sittenregeln der Heimat. Der marokkanische Staat lässt dies zu, da sie auch in die Infrastruktur investieren, so hat z.B. Bouarfa einen eigenen Flughafen bekommen.
Wir kommen gut voran und fahren in einem Rutsch über Ain–Benimathar nach Oujda, direkt an der algerischen Grenze. Dort treffen wir Mohammed, einen Lehrer in Bouarfa, mit dem wir von zu Hause aus Mailkontakt hatten und der uns um einen Laptop und Englischbücher gebeten hat. Kurz vor Sonnuntergang ist er schon völlig fertig vom Fasten und wir haben den Eindruck, er will einfach nur die Sachen haben. Wir sind ein wenig enttäuscht. Später, nach dem Fastenbrechen kommt er noch einmal bei uns vorbei und lädt uns auf einen Tee in ein Café ein. Wir erfahren ein bisschen etwas über das marokkanische Schulsystem, die politische Situation und die „malaise maroccaine“ (Korruption). Die Flüchtlinge aus Schwarzafrika, die hier stranden, werden als „no problem“ bezeichnet. Wir nehmen wahr, dass in diese Stadt sehr viel investiert wird – ob das eine Lösung für die Probleme, die die exponierte Lage mit sich bringt, ist?
Die exzellent ausgebaute N17 (Emirate!) bringt uns rasch nach Süden nach Bouarfa, wo wir einem weiteren Lehrer Schreibsachen für die Nomaden-schule in Iche übergeben. Auch er ist völlig fertig vom Fasten und nächtlichem Essen, beziehungsweise Feiern und offenbar froh uns wieder los zu sein. Hier ist es sehr heiß (45°C). Wir wollen so rasch als möglich nach Iche. Eine Asphaltpiste bringt uns nach Osten. Ca. 20 km vor Iche bleiben wir an einem Oued stehen. Hier ist eine Quelle, kleine Sanddünen umrahmen das stellenweise wasserführende Flussbett. Im Schatten eines Baumes lassen wir Nachmittag und Abend vorbeiziehen.
Iche empfängt uns bereits um 8:00 mit 35°C. Der Guide Mohammed Allal, der von unserem Besuch informiert wurde, erwartet uns an der Polizeistation. Hier, unmittelbar an der algerischen Grenze, ist die Insellage besonders spürbar. Überall sitzen auf den Jebels marokkanische oder algerische Polizisten. Die kleine Oase (ca. 300 Einwohner) ist recht hübsch, auch hier wird viel für die Menschen getan (Krankenstation, Schule, Bildungseinrichtung für Frauen, Museum, neue Moschee…). Derzeit entsteht mitten im neuen Ortsteil ein Hotel mit Swimmingpool – ob es das ist, was hier gebraucht wird? Wir müssen nicht wie üblich direkt bei der Polizei stehen, sondern dürfen uns an die Barrage im Palmenhain stellen. Dort nützen die Buben von Iche das Staubecken als Pool. Martin badet mit ihnen, ich gehe erst nach Sonnenuntergang, wenn alle bei der Fastensuppe sitzen, genussvoll ins Wasser. Hier lassen sich auch sehr hohe Temperaturen aushalten.
Pistenhungrig machen wir uns auf die Piste nach Figuig auf. Wir folgen dem Track der Pistenkuh und biegen –anders als die Gandini-Strecke - gleich 3 km hinter Iche in eine nur sehr wenig benutzte Piste, die sich nicht schwierig, aber sehr abwechslungsreich entwickelt. Zwei Mal stoppen wir bei Felsgravuren. Die ersten liegen direkt an der Piste, zu den zweiten begleiten uns schüchterne Kinder eines Nomadenzelts. Sie zeigen uns auch ihre Lieblingsplätze in dieser kargen Landschaft und freuen sich über die ausgedruckten Fotos und einen Fußball als Dank für die „Führung“. Diese Begegnung ist wirklich herzerwärmend. Eine neue breite Piste führt um den großen Trinkwasserspeichersee und nach einigen Stopps durch Militärposten, die sich über unsere vorbereiteten Fiche freuen, erreichen wir Figuig. Bei mehr als 50° und Ramadan ist die Oase völlig ausgestorben. Erst gegen 19:00 nehmen wir etwas Leben wahr. Wie überall sitzt auch hier abends die (männliche) Jugend in Internetcafés über ihren Handys und Laptops. Der Palmenhain von Figuig, der bis nach Algerien reicht, ist wirklich eindrucksvoll, das alte Bewässerungssystem zum Teil noch intakt. Mit etwas Hilfe finden wir die Eingänge zu den unterirdischen Badestellen – ein interessantes Phänomen, baden würden wir da nie!
Unser Resümeé: zwei Oasen mit Charme und freundliche Leute, aber doch sehr abgelegen.
ÜN:
Djebel Tazzeka: Valleé des Oiseaux: landschaftlich schön, aber Anlagen überwiegend kaputt
Oujda: bewachter Parkplatz am Bahnhof: angeblich einzige Übernachtungsmöglichkeit im Ort; sehr laut, stickig
Oued, 20km vor Iche: Quelle, Dünen (Tipp Kohlbach, aber bereits vor dem Qued links hinein zu 2 großen Bäumen)
Iche: im Palmenhain an der Barrage am Eingang zum Ort.
Figuig: Campingplatz beim Hotel Figuig; schöne Anlage, schattig; Sanitäranalgen okay; altes Pool mit grüner Suppe; das neue ist noch nicht in Betrieb.
21.7. – 23.7.: Auf in die Berge
Die Piste nach Mengoub wird von einem schläfrigen Polizisten „bewacht“, der nur eine Fiche will um wieder schlafen zu können. Die Piste ist landschaftlich eher eintönig, zwischen zwei langgezogenen Djebels entlang mit sehr armen Nomadenzelten. Fahrerisch gestaltet sie sich allerdings durchaus herausfordernd, da einige Oueds durchquert werden müssen und der Verlauf nicht immer leicht erkennbar ist. Niemand interessiert sich für uns, die Militärposten hocken auf den Hügeln im Süden. Eine Kuriosität kurz vor Menghub sind die kaputten Schienen der Eisenbahn aus der Protektoratszeit, die bis in den Niger hätte reichen sollen.
Die Gandini-Piste M2 durch den Oued Bou-Anane führt uns in den pittoresken Ksar Oulad Abbes. Wir kehren allerdings um, da die Piste ein Stück zwischen dem Lehmhügel und dem betonierten Bewässerungskanal des Palmenhains des Ksars el Ameur so schmal ist, dass wir befürchten, in den Kanal zu abzurutschen. Im Fluss ist zu viel Wasser um auszuweichen, das beschert Martin ein weiteres Bad mit der männlichen Dorfjugend. Zum Abschied werden wir mit Kürbis und Gurken aus dem Garten beschenkt.
Der Oued Guir bis Gourrama ist asphaltiert und landschaftlich herrlich: die Hügel in ocker und gelb, das Flusstal in unterschiedlichsten Grüntönen. Wir halten uns nach Norden auf die Gandini-Piste L1. Ein kleiner Wasserfall am Beginn der Piste ist eine willkommene Dusche, dann folgen wir dem trockenen Flussbett auf zum Teil gut erkennbarer Piste. Nach ca. 22km, beim letzten Bauernhof, rumpeln wir über immer größere Flusssteine, bis sich die Spur verliert und wir umkehren. Der Boss des Hofes steigt ein und zeigt uns die Ausfahrt aus dem Oued in ein Seitental. das wir beim Vorbeifahren übersehen hatten. Da ist für die Einfahrt einmal eine Stufe von rund 50cm zu überwinden. Immer wieder verläuft die Piste im Oued, dann wieder außerhalb über steile Aus- und Einfahrten. Nach fast 50 km Piste stehen wir auf 1900 m auf einem kleinen Pass und blicken in ein herrliches Hochtal mit großen Thujen und ganz ursprünglichen Ksars. Die Menschen winken und sind sehr freundlich. Zügig geht es über die Gandini-Piste L3 hinaus auf die N13. Wir wollen zum Complex Touristique Timnay Inter-Cultures südlich von Zeida, der verspricht Schatten, einen Pool und gute Sanitäranlagen. Dort treffen wir zum ersten Mal auf andere Reisende, beziehungsweise Offroader (Franzosen, Engländer). Wir sind also doch nicht ganz allein unterwegs in diesem Land!
Martin hilft dem einen Franzosen mit Isuzu, der nicht mehr starten will. Mit unserem kleinen Diagnosegerät lassen sich die Fehlermeldungen wieder zurücksetzen und der Motor startet wieder. Als "Dank" hat ihn der kleine Hund des Franzosen ins Gesicht geschnappt - Allah sei Dank ist alles gut verheilt - eine kleine Narbe wird als Erinnerung bleiben :-)
ÜN:
Oued Guir: bei einer großen Palme, unmittelbar nach Tazouguerte
Complex Touristique Timnay Inter–Cultures: zwischen Midelt und Zeida; schattig, tolles Pool, gute Sanitäranlagen; Restaurant mäßig (Ramadan?); laut, weil unmittelbar an der viel befahrenen N13 und auch nachts viel Betrieb herrscht.
24.7. – 26.7. Cirque de Jaffar und rund um Imilchil
Der Cirque de Jaffar - eine Piste, die wir schon länger im Auge hatten. Wir folgen wieder einmal dem Track der Pistenkuh und den Gandini-Pisten K1 und J6. (Danke auch an Jan für die Infos zu dieser Strecke). Über eine recht gute Piste durch abgeerntete Felder gelangen wir von Norden an den Eingang der ca. 2km langen Schlucht. Die erste Hälfte läuft gut, direkt im Oued, vorbei an Höhlen mit Fledermäusen. Je weiter wir in die Schlucht fahren, desto enger werden die Kehren und umso holpriger und gröber werden die Steine im Flussbett. Eine Stelle zwingt uns zum Reversieren. Aber wir sind ja schon geübt und klettern langsam bergauf. Am Ausgang leben wieder bettelarme Nomaden, die uns nicht beachten. Wir treffen auf die Piste, die aus Midelt kommt, und folgen ihr immer auf der ca. 2000m Höhenlinie. Durch Zedernwälder, mit zum Teil vielen abgestorbenen Bäumen (es ist ein Pilz, sagt man uns) und mit grandiosem Blick über den Cirque, besonders schön beim Mâison Forestière.
Wir halten uns immer nach Westen. Die Piste ist zum Teil kaputt, jede Betonfurt ist unterspült. Hier müssen starke Unwetter gewütet haben. Jede ebene Fläche ist bebaut mit Getreide, Kartoffeln, Gemüse. Es ist gerade Erntezeit, mit Eseln wird gedroschen, die Ernte heimgebracht. Die Kinder laufen und lachen, betteln aber nicht, die Erwachsenen winken uns fröhlich zu. Sie sitzen oft zu zehnt auf wackeligen LKWs – bewundernswert! Über Anemzi und Anefgou gelangen wir nach Imilchil. Zufällig treffen wir auf der Dorfstraße Lhossayn von der Auberge l‘Avenire wieder, der uns 2006 schon Quartier gab. Wir freuen uns sehr und nehmen sein Angebot bei ihm zu stehen, seine Dusche (blitzsauber) zu benutzen und seine Kochkünste zu genießen sehr gerne an. Wir bekommen die köstlichste Tajine der Reise und fühlen uns sehr willkommen. Hier erfahren wir auch hautnah, was die Marokkaner im Ramadan in der Nacht machen: „Heute ist in der Moschee eine Party“ sagt uns ein Einheimischer, das heißt essen, flanieren, feiern, trommeln und singen. Kein Wunder, wenn sie dann am Tag nur sehr begrenzt einsatzfähig sind! Junge Burschen erzählen uns in bestem Englisch von ihren Lebenszielen- die heißen Bilbao. Wie kann man ihnen erklären, dass in Europa (besonders in Spanien) kaum jemand auf sie wartet, ohne ihre Träume zu zerstören???
Die Gandini-Piste J2 führt uns ins Assif Melloul, ein Bilderbuchtal mit fast biblisch anmutenden Dörfern. Wir fahren bis ins letzte Dorf vor der Schlucht (Oulghazi) und wandern bei sehr starkem Wind einige Kilometer durch die rostbraunen, steilen Felsen. Außer einigen Eseln und wenigen Ziegen treffen wir hier niemand.
Die Gandini-Piste J3 „La piste des cols“ bringt uns hoch hinauf: sie verläuft überwiegend auf einer Höhe zwischen 2500m und 2900m, durch extrem steinige Hochtäler. Auch hier leben vereinzelt Nomaden. Wir fragen wir uns, womit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Piste ist zum Teil unbenutzt und daher verfallen, zum Teil gibt es neu angelegte Verbindungspisten zwischen den Nomadensiedlungen.
ÜN:
Imilchil: Auberge l’Avenire von LHosiyn; Parkplatz vor der Auberge; leider an der Straße, daher laut; Gastlichkeit und Tajine dafür hervorragend !
Auberge Lac Tislit: schöne Lage am See; völlig heruntergekommen; angeblich soll am See ein Touristenkomplex errichtet werden, Straße und Parkplatz sind in Bau. In Shallah!
26.7. – 29.7. Anergui
2006 mussten wir vor der Flusspassage zwischen Taghzout und Tasraft wegen zu hohen Wasserstands umkehren; 2004 haben wir die Piste im Fluss erst gefunden, als uns ein Lastwagen im Wasser entgegen kam. Heute verbindet eine relativ neue Asphaltpiste Tassent mit Tasraft. Die Dörfer haben Strom und Straße, sind aber immer noch sehr ursprünglich. Die Piste ist mittlerweile asphaltiert und über den Fluss führt eine Brücke. Über den 2500m hohen Pass des Jebel Askoun erreichen wir in Anergui die Gite d’Etape Chrifi. 2004 wurden wir hier – damals noch von der Cathédrale des Roches kommend- herzlich aufgenommen. Wir erleben das Ende des Ramadan mit ihm und seiner Familie. Diesmal hilft uns der talentierte Mechaniker Charim bei der Reparatur unserer hinteren Bremsen.
Im Assif Meloul Tal kann man noch ca. 14 km Richtung Cathédrale des Roches fahren, dann ist die Piste abgebrochen. Wir verbringen die Tage am Fluss in der Schlucht mit baden, faulenzen und im Gästezimmer der Gite d’Etape, wo laufend Speisen serviert werden und Gäste und Familie eintreffen.
Zum Abschluss zeigt uns Mr. Chrifi noch ein absolutes Highlight. Auf dem Weg zu seinen Schwiegereltern in Tizi-n-Isly nimmt er eine herrliche Piste, die zum Greniers de falaises d‘ Aoujgal führt: eine grandiose Schlucht, wo sich auf halber Höhe auf einem mehrere hundert Meter langen Felsvorsprung die größte und älteste Speicheranlage der Region befindet. Der hier lebende Berberstamm hat sich dort mit Vorräten, Familien und Tieren zurückgezogen, wenn wieder einmal Gefahr drohte. Bis in die 70er Jahre soll die Anlage benutzt worden sein, die uns sehr an Mesa Verde in Arizona erinnert. (video)
ÜN:
„Garten“ der Gite d’Etape Chrifi (Anergui): hoch über dem Dorf; die Tiere des Dorfes sorgen für eine dauernde Lautkulisse
Assif Meloul Schlucht, ca. 12 km Richtung Cathédrale des Roches: eng, aber sehr romantisch, direkt am Fluss
Tizi-n-Isly: direkt im Ort, vor dem Haus; laut
30.7. – 2.8. Check 4WD
Unsere Elektronik meldet rot „Check 4WD“ – Allrad und Untersetzung lassen sich nicht mehr einlegen und ohne wollen wir nicht weiter. So machen wir Bekanntschaft mit einer Isuzu Werkstatt in Beni Mellal. Gewusst wo und alles ist „reseted“. Beni Mellal präsentiert sich als lebhafte und moderne Stadt, mit Cafés, Markt und Geschäften.
Über die R306 Richtung El Had gelangen wir nach Tagueft. Dort nehmen wir die Gandini Piste H4 und dann die unbekannte Verbindung zur H3. Dieser folgen wir bis zum WP5, dann biegen wir auf eine kleine Piste, die uns auf 2000m führt. Wir folgen ihr, vorbei an einzelnen Bauernhöfen, kommen wir wieder über das Mâison Forestière de Tasreft (H5) auf die H6 und noch einmal zum Greniers de falaises d‘ Aoujgal. Im Spätnachmittagslicht wandern wir zu den Behausungen und sind wieder sehr beeindruckt. 4 Nomadenjungs begleiten uns und haben ihren Spaß mit uns. Dies ist ein würdiger Übernachtungsplatz.
Thomas Friedrich treffen wir auf einen Cafe in Zeida. Wie immer ist es spannend, von ihm Informationen über das Land zu erhalten.
Mit Conny und Tommy, den beiden Weltreisenden (www.mantoco.com), verabreden wir uns bei der großen Zeder Goureaud östlich von Azrou. Über Bekrite, die Sources de l’Oumer Riba (Erholungsort für Marokkaner) und den Augelmane Wiwane (völlig verschmutzer und veralgter See in herrlicher Lage) treffen wir Conny & Tommy im Affenwald. Es gibt viel zu erzählen auf einer Lichtung im Zedernwald und wir genießen den Rasttag.
ÜN:
Greniers de falaises d‘ Aoujgal: Ebene Fläche vor dem Abstieg zum Agadir; völlig einsam
Lichtung im Zedernwald bei Azrou, ca. 1 km hinter der Zeder Goureaud.
3.8. – 6.8. Über Meknès nach TangerMed
Die Gandini-Pisten T1b und T1d führen uns durch den Zedernwald rund um Azrou und nach Osten. Wir treffen auf „Stockmacher“ im Wald, die das Holz über dem Feuer biegen und entrinden, tratschen mit Heimaturlaubern aus Belgien am See Aaona, wo Menschen und Kühe gemeinsam ein Bad nehmen, bewundern Bauern die mit 5 Eseln dreschen und gelangen über die Berge nach Sefrou. Der Campingplatz ist zwar nach wie vor geschlossen, aber wir können dort bei herrlicher Aussicht über die Stadt übernachten.
Meknès überrascht uns mit dem einem wenig touristischen Souk. Hier verarbeiten die Fleischer ihre Waren (Tierköpfe, Hühner, Tauben,…) sehr traditionell und man braucht einen guten Magen. Gemüse und Obst gibt es im Überfluss, Schuhe und Bekleidung vielfach im europäischen Stil. Wir tauchen noch einmal ein in dieses Gewirr und genießen die Atmosphäre in vollen Zügen.
Im Abendlicht liegt Volubilis eindrucksvoll in den Hügeln. Wir schlendern durch die Geschichte und stellen uns vor, dass hier einmal 10 000 Menschen gewohnt haben.
Moulay Idriss erleben wir am frühen Morgen. Für uns hat der Ort wenig Charme.
Über die N13 gelangen wir nach Ouezzane mit einem eindrucksvollen, niedrig überdachten „Bauernmarkt“. Hier kann man alles an Obst und Gemüse kaufen, was das Herz begehrt.
Nordöstlich von Chefchaouen biegen wir ins Tal des Oued Laou Richtung Meer. Auf der Suche nach einer Wassergumpe werden wir spontan von einer belgisch-marokkanischen Familie zum gemeinsamen Fischessen und Baden eingeladen. Wir genießen beides sehr.
Die Küstenstraße ist landschaftlich beeindruckend, jedoch touristisch sehr erschlossen und intensiv von Polizei überwacht. Als Übernachtungsplatz finden wir schließlich „nur“ einen Campingplatz für Einheimische in der Bucht von Assul.
Nach einem Besuch der Medina von Tetouan mit geruchsintensivem Fisch- und Fleischangebot stehen wir um 17:00 im Hafen von Tanger Med und warten auf das Boarding.
ÜN:
Oberhalb von Moulay Idriss: unter Olivenbäumen
Camping + Parking in Assul: direkt am Meer, hohe Bäume; Mauer zum Strand, daher keine Sicht aufs Meer; „marokkanische“ Sanitäranlagen, sehr betriebsam.
6.8. – 9.8. Fähre von Tager Med über Barcelona nach Genua.
Planmäßige Abfahrt und Ankunft. Die 2 Tage und 3 Nächte an Bord nützen wir zum Lesen, Sortieren der Bilder und Erstellung dieses Reiseberichts.
"Dank" massiven Staus rund um den Gardasee beträgt die Fahrtzeit bis nach Hause diesmal fast 11 Stunden. Wir erreichen Linz gegen 20 Uhr wohlbehalten, müde und vollbeladen mit verschiedensten Eindrücken.
Auf unserer nunmehr 6. Marokkoreise haben wir wieder viele neue, interessante Orte kennen gelernt und „alte Bekannte“ getroffen.
Wir reisen gerne mit Freunden und auf manchen abgelegenen Pisten hätten wir uns durchaus Reisepartner gewünscht. Manchmal ist der Kontakt zu den Menschen vor Ort leichter und intensiver möglich ist, wenn wir alleine unterwegs sind.