Unser ursprüngliches Ziel:
Schon lange wollten wir einmal nach Mauretanien reisen. Die besten Reisezeit scheint Oktober bis Februar zu sein. Mit unseren Reisefreunden Tom & Theres aus der Schweiz haben wir jedenfalls gemeinsam eine in 30 Tagen (Visumsdauer) machbare und interessante Route ausgearbeitet.
Bis zu unserer Abreise und danach war jedoch die Landgrenze mit Marokko zumindest für Touristen geschlossen.
Eigentlich möchten wir ja nach Mauretanien, als wir am 11.10.2021 in Innsbruck Richtung Genua aufbrechen. Eigentlich – aber die Covid Lage, politische Geplänkel und widersprüchliche Informationen über Grenzöffnungen führen dazu, dass wir wieder einmal Marokko genießen können. Und das tun wir 6 Wochen lang in vollen Zügen mit unseren Reisefreunden Tom und Theres, getragen von der Freude vieler Marokkaner, dass wieder Reisende ins Land kommen.
Für Geimpfte sind weder Einreise, noch das Reisen im Land irgendwie eingeschränkt. Im Land selbst soll die Impfquote 70% betragen und es herrscht Maskenpflicht. Fast jede und jeder hat eine Maske bei sich, beim Tragen sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Da wir aber Großstädte so weit als möglich meiden und im Land selbst praktisch niemand unterwegs ist, machen wir uns keine Sorgen.
11.10.2021 – 15.10.2021
Genua – Tanger Med – Chefchaouen
Die Kombination aus einem Generalstreik in Italien und dem üblichen Durcheinander beim Einchecken führen zu stundenlangen Verspätungen und unglaublich chaotischen Szenen, bis wir endlich im Schiffsbauch sind. Wir haben schon viele Fähren genommen und viele Grenzen passiert, aber so ein Tohuwabohu ist eine neue Kategorie. Nach ruhiger Überfahrt wird unsere Geduld in Tanger Med neuerlich auf die Probe gestellt: über eine Stunde warten alle Fahrzeuge in dieselgetränkter Luft auf die zuständigen Beamten der Hafenbehörde, bis wir von Bord dürfen und stellen uns dann noch einmal über 1 Stunde bei der Zollstelle an, nur um ein gestempeltes Kärtchen (die temporäre Einfuhrgenehmigung von Cappuccino) herzuzeigen, das wir bereits an Bord erhalten hatten. Aber was soll’s – welcome to Africa!
Es ist bereits dunkel als wir den Campingplatz Azilah in Chefchaouen erreichen. Der Gardien sagt uns, dass der Platz eigentlich nicht mehr in Betrieb ist, wir aber für 90DH (= ca. 9€) bleiben können. Und das tun wir um anzukommen und unsere weitere Route mit Tom&Theres, unseren Reisefreunden, abzustimmen.
ÜN: an Bord; Camping Azilah in Chefchaouen (offiziell geschlossen)
Fotos & Karten können durch Anklicken und mit F11 im Großformat betrachtet werden
16.10.2021 – 19.10.2021
Chefchauen – Meknes – Azrou – Cirque de Jaffar – Midelt
Die „blaue Stadt“ Chefchaouen ist ohne Touristen ein ganz besonderer Genuss. Wir wandern durch die blumengeschmückten Gässchen, erstehen bei einer jungen kompetenten Dame Sim Cards und Data und folgen schließlich der freundlichen Einladung auf eine Tajine in einem der Restaurants am Platz. In dieser relaxten Atmosphäre ist gut ankommen.
Schließlich kurven wir über kleine Nebenstraßen nach Süden, vorbei am Barrage de el Waghda, bis wir kurz vor Moulay Idriss hoch auf einem Hügel einen Platz finden. Ein Mann kommt vorbei, stellt sich als pensionierter Mathematik Professor aus Rabat vor und erklärt uns, dass wir auf einer römischen Befestigungsmauer unser Lager aufgeschlagen haben. Wir finden, das passt. Beim anschließenden Tee in seinem Elternhaus erzählt er von den Veränderungen, die hier in der Umgebung stattfinden, von den vielen Kindern, die unterrichtet werden müssen und dass er immer glücklich ist, hierher zurückzukehren, fern der Hektik der Großstadt. Im Dorf wohnt nur mehr eine einzelne Frau, alle anderen kommen am Wochenende zurück – so wie er.
Wir rollen durch das verschlafenen Moulay Idriss und an Volubilis vorbei, das wir schon kennen. Wir möchten nach Meknes in den Souk. Auch hier sind wir praktisch die einzigen Ausländer. Fast schüchtern fragen ein paar Guides, ob sie uns etwas zeigen dürften, Corona hat ihnen die Lebensgrundlage genommen. Besonders gut gefällt uns der Souk der Damaszener, wo Silber- und Kupfergefäße mit Silberfäden kunstvoll verziert werden. Gestärkt mit Gemüse, Obst und Brot aus der großen Lebensmittelhalle steuern wir Azrou im Zedernwald an. Am Parkplatz bei der großen Zeder herrscht reges Treiben, die weiterführende Piste ist abgelegt. Also „umrunden“ wir den Trubel und stehen etwas abseits und ganz allein unter hohen Zedern im Mondlicht.
Uns treibt es weiter in den Süden. Wir folgen verschiedenen Gandini Routen (T1b und T2) übers Hinterland zur Source de l’Oum e Riba. Um die ganz wenigen einheimischen Touristen kümmern sich viele selbsternannte Guides ganz besonders, auch um uns – und das nervt ein wenig. Nach einem Tee auf einer der Terrassen am Fluss, verziehen wir uns rasch Richtung Boumia. Im Zedernwald davor finden wir einen guten Übernachtungsplatz. Eine einheimische Familie sammelt hier Flechten. Mit Händen und Füßen versuchen sie uns zu erklären, was sie damit machen – wir verstehen nicht ganz, haben aber Spaß miteinander.
Boumia ist ganz in Feiertagsstimmung – es ist der Geburtstag des Propheten. Für uns geht es weiter auf die Gandini Pisten K1 und J6 Richtung Cirque de Jaffar. Zuerst läuft die Piste gut, durch große Apfelplantagen, bis sie steiler und enger wird. Schrägfahrten und enge, ausgewaschene Kehren führen uns zur Schlucht des Cirque. Cappuccino tanzt durch die Engstelle, rollt über große Steine und meistert jede Verblockung. Am Campingplatz Municipal von Midelt lassen wir uns mit einer guten Tajine verwöhnen.
ÜN: ca. 5km oberhalb von Moulay Idriss; im Zedernwald ca. 20km vor Boumia; Camping Municipal Midelt (90DH).
20.10.2021 – 25.10.2021
Midelt – Gourrama – Boudnib – „Kugel“ – Merzouga – Taouz – Fezzou – Mecissi - Tinghir
Wir möchten bei Vollmond an der „Kugel“ (Pistenkuh SBM) sein – also los. Über Rich und Gourrama, vorbei an einem neuen Staudamm, geht des nach Boudnib. Dort folgen wir der Pistenkuh Route SBM. Rund um Boudnib wird viel in große Dattelpalmhaine investiert. Wir sehen Brunnen mit Solarpumpen und große, ummauerte Flächen. Lange holpern wir über die schwarzen Steine der Hochebene, queren größere und kleinere Queds, fotografieren stoisch kauenden Dromedare und meistern steile Auf- und Abfahrten. Im späten Nachmittagslicht erreichen wir die Steilkante auf der die „Kugel“ thront. Die Vollmondnacht taucht schließlich alles in fast überirdisches Licht. Wir gönnen uns 2 Tage an diesem magischen Ort. Schließlich folgen wir dem Track weiter über Querungen, durch kleine Palmenhaine, sandige Queds und erreichen den Ostrand des Erg Chebbi. Auch hier sind fast alle Camps leer, nur ganz leise hören wir am Abend Trommeln. Wir versuchen so nahe wie möglich an die höheren Dünen heranzukommen (bei den unzähligen Camps und Umzäunungen eine echte Herausforderung) und „surfen“ zwischen den mittleren Dünen Richtung Merzouga. Hier scheinen viele des Wartens auf Touristen schon überdrüssig zu sein – unser Wunsch, ein „Omelette Berbère“ zu bestellen, scheint fast eine Zumutung. Von Taouz aus folgen wir wieder einer Gandini Piste Richtung Fezzou. Anfangs viel Bauschutt, dann kleinere Bergwerke, schwarze Erhebungen – ein wirklich karges Gebiet. Nach einigem Suchen finden wir die Piste wieder, die uns 2011 zu einem eindrucksvollen Kerns kurz vor Fezzou gebracht hat. Bestaunt von ein paar Eseln erklimmen wir den Hügel und genießen den Blick in die Weite. Wir folgen einer Piste Richtung Mecissi und schließlich der Pistenkuh Strecke AMT. Am Weg nach Tabesbeste nehmen wir einen einsamen Wanderer mit. Er spricht kein Wort mit uns, sein zufriedener Gesichtsausdruck sagt uns aber, dass er sichtlich froh ist, die 20km mitfahren zu können.
Unser Ziel ist das Hotel Toumbuktu in Tinghir. Dort sind wir mit Edi Kunz verabredet. Seit vielen Jahren lebt er hier, ist Miteigentümer des Hotels und Reiseleiter für Mauretanien. Von ihm möchten wir letzte Infos zur Grenzsituation erfahren. Beim Tee im Hotelgarten sind wir uns rasch klar: die Grenzen sind immer noch zu, es gibt nur vage Andeutungen über die weitere Entwicklung. Auch Edis und unsere Kontakte in Mauretanien sind sehr zurückhaltend. Da wir nicht riskieren möchten womöglich in Westsahara hängen zu bleiben, muss Mauretanien noch etwas warten. Aufmerksam kümmert sich Edi um uns. Er zeigt uns „sein“ Tinghir, führt uns zu einer alten Moschee, die in ein Museum umgewandelt wurde, und wandert mit uns durch den riesigen Palmenhain. Wir bleiben für eine Nacht in seinem sehr geschmackvoll renovierten Hotel, das einst der Lehmpalast eines Scheichs war.
ÜN: bei der Kugel (Pistenkuh SBM); an der Ostseite des Erg Chebbi; auf halber Strecke Taouz – Feszzou; vor dem Passübergang Richtung Mecissi (Pistenkuh AMT); Hotel Toumbuktu in Tinghir (750 DH für Vollpension)
26.10.2021 – 29.10.2021
Tinghir – Msmemir – Agoudal – Piste des Coles – Tabant – Gorge Amejgag – Dades Schlucht
Vollgetankt und gut versorgt mit Lebensmittel und Infos fahren wir los Richtung Todra Schlucht. Sehr ambitionierte Händler preisen den wenigen Touristen ihre Ware zu besonders niedrigen Preise an. Sehr verständlich, ist doch die sonst völlig überrannte Schlucht fast menschenleer. Kurz vor der Verbindungsstrecke in die Dades Schlucht wird ein gigantischer Staudamm errichtet. Was wird hier wohl alles überschwemmt werden? Durch Staubwolken und vorbei an Baumaschinen erreichen wir Tamtatouche und landen in der nächsten Baustelle: die Verbindungspiste nach Msmerir wird asphaltiert. Die ersten 10km rumpeln wir durch die Baustelle um dann doch auf die Gebirgspiste, so wie wir sie in Erinnerung haben, zu stoßen. Die Nomaden sind noch da, obwohl der Schnee schon fast zu riechen ist. Vor ein paar Jahren soll es so dramatisch gewesen sein, dass Hubschrauber die Menschen bergen mussten. Jetzt hat der König angeordnet, dass sie bis November in tiefere Lagen ziehen müssen. 10 km vor Msmerir beginnt wieder eine gigantische Bausstelle – hier hat man Tonnen an Fels und Schutt bewegt für die neue, hochaufgeschüttete Trasse. Am Campingplatz in Msmerir, den wir wegen des Dauerregens ansteuern, erzählt man uns, dass hier eine bequeme Verbindung für Bustouristen geschaffen wird. Die Schleife zwischen Dades und Todra soll als Rundkurs attraktiv werden. Für Off-Roader werden neue Pisten in der Umgebung angelegt, damit auch sie weiterhin kommen. Möge dieses Touristenkonzept aufgehen.
Das Wetter bessert sich und wir steuern den 3000m hohen Tizi-n-Ouano Pass an. Kleine Dörfer reihen sich aneinander, Kinder sind am Weg in die Schule, im Talgrund liegen noch einzelne Felder. Am Pass erwarten uns Schnee und eine matschig-rutschige Fahrbahn. Ein Kleinbus, vollbepackt mir Menschen und allerlei Sachen, hupt fröhlich. Vorsichtig tasten wir uns bergab, auch hier wird an einer neuen, breiten Piste gearbeitet. Die Straßenarbeiten begleiten uns bis Agoudal. Ca. 15 km unterhalb des Passes biegen wir in ein Seitental. Vom Talschluss aus wandern wir zu einer imposanten Natursteinbrücke und erforschen ein paar Meter der dahinterliegenden Höhle Akhiamn. (Dank an Burkhard & Sabine (Pistenkuh) für den Tipp!)
Kurz vor Imilchil, in Takkat-n-Sountat, folgen wir der Gandini Route J3 „Piste des Coles“, die wir 2014 schon einmal gefahren sind. Wir klettern bis auf 2980m hinauf. Hier wohnen nur mehr vereinzelt Nomaden. Ihre Steinhäuser werden von gepflegten Terrassen umgeben, Esel grasen friedlich, Schaf- und Ziegenherden ziehen vorbei. Donner in der Ferne und beginnender Schneeregen lassen uns bei einem Steinhaus fragen, ob wir uns auf ca. 2600m geschützt bei Pappeln stellen dürfen – das ist natürlich möglich. Der Schnee und die kalten Temperaturen haben die Erdpiste herrlich hart gemacht, so können wir der „Piste des Coles“ bis zum letzten Dorf folgen. Langsam schrauben wir uns über viele, sehr enge Kehren hinunter in einen Canyon, ein Zufluss zum Asif Melloul. Von dort führt eine sehr gute, neue Piste wieder hinauf auf 2600m, durch kleine Dörfer und vorbei an bewirtschafteten Feldern – wir sind wieder auf 1700m und in angenehmen Temperaturen. Schließlich treffen wir auf die Pistenkuh Route HCR. Im Norden liegt imposant die Cathèdrale des Roches, nach Süden schlängelt sich eine Teerstraße Richtung Tizi-n-Ilissi und weiter ins „Tal der Glücklichen“. In diesem ganzjährig grünen Tal herrscht reges Treiben, viele Leute hupen und winken. Von Tabant aus überqueren wir noch einmal 2 Pässe: den Tizi n’Ait Imi (2905m) und den Tizt n’Ait Hmid (2995m). Die Strecke ist großteil geteert und führt über viele enge Kehren. Im Dorf Ameskar folgen wir der Piste im Bachbett zur Gorge Amejgag. 2 junge Männer auf ihren schwer beladenen Mulis haben solchen Spaß mit uns, dass einer vom Muli fällt als er uns mit seinem Handy filmt. Er springt wieder auf und reitet lachend weiter – Gott sei Dank! Die Durchfahrt durch die Schlucht ist fahrerisch einfach und landschaftlich eindrucksvoll. Vom Dorf südlich der Schlucht gibt es eine kleine Verbindungspiste zur Dades Schlucht, die uns nach Ait Ali bringt.
ÜN: Camping Le Jardin des Nomades in Msemrir (90DH); in einem Hochtal an der Piste des Coles; im Föhrenwald nördlich von Zaonia Ahansal; an der Querung in die Dades Schlucht, kurz vor Ait Ali.
30.10.2021 – 3.11.2021
Boumalne du Dades – Jebel Sarhro - Zagora
In Boumalne du Dades versorgen wir uns wieder mit Diesel, Wasser und Lebensmittel, gönnen uns einen Thé à la mente auf einer vereinsamten Hotelterrasse und steuern nach Süden, Richtung Jebel Sarhro. Wir biegen auf die Gandini Piste H2. Steinig, ab und zu erdig, führt sie durch dieses schwarze Gebirge. In jedem Tal ringen Bauern dem kargen Boden ein paar Felder ab – bewundernswert! Auf unserer Fahrt auf 1500m – 1800m blicken wir auf einzelne imposante Granitklötze und folgen engen Schluchten. In Tagmout wird noch aktiv Bergbau betrieben. Wir bleiben am Rande des Dorfes neben einem Obstgarten und werden sofort von Frauen entdeckt, die uns voll Enthusiasmus ihre Stickereien anbieten. Abends wandern sie festlich gekleidet zu einer Hochzeit in der Nähe. Die ganze Nacht hören wir ihre Gesänge und Trommeln.
Wir queren schließlich zur Gandini Route H3c. Intensiv grüne Felder in den Canyons und gepflegte kleine Siedlungen umrahmt von schwarzen Felsen machen die Fahrt zu einem Highlight. Wir passieren die Siedlungen Assaka, Berkik und Ihazzoun li’Imlas. Von dort aus folgen wir einer Sackgasse, die in der Pistenkuh Route ANR beschrieben wird. Die ehemalige Bergbaupiste ist sehr rumpelig. Steile Felsklötze, deren Front wie riesige Orgelpfeifen verwittert sind, säumen unseren Weg. Wir taufen diese Gegend „Monument Valley von Marokko“. Der Bergbau ist längst eingestellt, weil angeblich Gold gefunden wurde – und das darf nur die königliche Bergbaugesellschaft schürfen.
Die Piste Richtung N’Kob läuft zügig, es kommen uns viele vollgepackte Kleinbusse entgegen. Verkehr sind wir gar nicht mehr gewohnt! Im Garten des Camping Bassou, unter Orangen- und Feigenbäumen treffen wir Brahim, den Besitzer. Einen Abend lang philosophieren wir mit ihm über Marokko und Gott und die Welt.
In Tazzarine, im Hotel Bougafer, verkauft uns eine strenge Lady einige Bierdosen. Außer der Bar scheint nichts in Betrieb zu sein, die riesige Anlage wirkt eher vernachlässigt. Dann biegen wir nach Südwesten, wir möchten zu den Felsgravuren von Tamlelt. Sie liegen an der Gandini Piste J1, unmittelbar neben der Piste. Wir finden ein Nashorn, Gazellen und eine Maske. Leider gibt es keine Information über Alter oder Entstehung, manche Gravuren sind auch überkrizelt. Die weiter Piste ist sehr schlecht – ruppelig, schräg, steinig, mühsam. Ca. 30km vor Zagora erlöst uns Asphalt und wir steuern den Campingplatz Oasis Palmier an, wo wir sehr freundlich mit Tee und einem Teppich vor jedem Auto empfangen werden. Hier möchten wir etwas bleiben. Putzen, waschen, Auto checken sind nach den vielen Pisten angesagt. Es kommen unsere Freunde Eva und Friedhelm nach und wir verbringen 3 entspannte Tage miteinander.
ÜN: bei Tagmout; Camping Bassou, ca. 10km vor N’Kob (90 DH); Camping Oasis Palmier, Zagora (60 DH).
4.11.2021 – 9.11.2021
Zagora – Tamgroute – M’Hamid – Erg Zaher – Foum Zguid – Ametzguine – Issil – Aguinau – Lemdit
Erholt und gestärkt peilen wir die Bibliothek und den Töpfermarkt von Tamegroute an. Ein junger Bibliothekar führt uns durch die renovierte Anlage und erklärt kurz die Herkunft und Inhalte der wertvollen Schriften. Bei den Töpfern ist fast nichts los. Die Verkaufsläden sind verstaubt und leer, offensichtlich wird nicht viel produziert, wenn kaufkräftige Kundschaft fehlt.
Wir folgen der Pistenkuh Route SZM zu den „Judendünen“. Die Piste ist eher ein rumpeliges Schotterbett bis zu den kleinen Dünen. Wir suchen uns einen guten Pfad durch und bleiben bei einer ehrwürdigen Tamariske stehen. Heftiger Wind, der vor unserer Autotür eine kleine Düne anweht, vertreibt uns nach einer Nacht. Wir finden Schutz im Hotel&Camping Kasbah Sahara Services in M’Hamid. Auch hier warten alle auf Touristen.
Eva und Friedhelm verabschieden sich wieder, sie wollen nach Norden. Sobald sich der Wind gelegt hat, steuern Tom und Theres und wir die Piste zum Erg Zaher (Pistenkuh Route SEZ) an. Anfangs läuft die Piste recht gut durch lichte Palmenhaine, dann etwas rumpelig über eine Tonebene. Für die Mittagsrast schlüpfen wir zwischen den niedrigeren Dünen über feste Sandflächen durch, um möglichst nahe an die Löwendüne, die höchste des Erg, zu kommen. Der weitere Pistenverlauf ist kaum zu erkennen, hier wird offensichtlich wenig gefahren. Wir klettern hinunter ins breite Wadi Draa, passieren 2 parallel liegende, versandete Lehmbauten, deren vormaliger Verwendungszweck uns nicht bekannt ist, und sehen die Südausläufer des Erg Chegaga nur von der Ferne. Ehe wir den Lac Iriki überqueren, können wir doch noch nahe an die Dünen heranfahren und finden bei den letzten Ausläufern einen hübschen Standplatz. Auch hier nimmt der Wind in der Nacht extrem zu und wir spüren einige Regentropfen. Wir rumpeln wieder hinaus und genießen die sanfte Überfahrt über den Lac Iriki. Leider sind die letzten Kilometer bis Foum Zguid wieder nerviges Wellblech. Viel hat sich getan in Foum Zguid seit unserm letzten Stopp 2015. Ein breiter Boulevard führt an repräsentativen Regierungs- und Militärbauten vorbei, aber der Marktplatz ist noch der alte. Hier scheint sich das Leben abzuspielen und wir bekommen einen guten Tee, Obst und Brot. Tanken, Wasser nachfüllen und auf geht es zur nächsten Herausforderung: Wir möchten noch einmal die Pistenkuh Strecke AFT probieren.
Bis Amtezguine führt eine Teerstraße durch intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Im Palmenhain beginnt eine enge, verschlungene, aber fantastische Piste, die uns hoch ins Hinterland bringt. Die kleinen Siedlungen haben jetzt Strom und Solarpumpen für die Brunnen, das ist neu. Auch die Schule, wo uns 2015 von den Kindern Lieder vorgesungen wurden, ist gut in Schuss. Kurz hinter dem felsigen Durchgang über einen Pass mit Blick auf die Ebene von Issil finden wir einen Standplatz „mit Aussicht“. Beim Queren der Eben fallen uns viele Solarwasserpumpen, Schläuche auf den Feldern und eingezäunte Flächen auf – hier wird kräftig investiert. Hinter Wantkou windet sich eine gute, neue Piste hinauf über den steilen Bergklotz. Bei einer Gabelung führt dann die gut erhaltene Spur von unserer Fahrtrichtung weg und wir stehen – wie 2015 – vor einer alten, aufwändig mit Steinmauern gestützten Piste, die aber nicht mehr benutzt wird. Vorsichtig tasten wir uns entlang, schleppen Steine, füllen tiefe Rinnen und balanzieren über Auswaschungen. 4 Stunden brauchen wir, bis wir endlich bei der ersten Furt sind, die bereits mit Steinen ausgelegt ist. Erleichtert passieren wir auch die 2. Furt. Ein einsamer Hirte schaut uns stoisch zu, hebt seine Hand kurz zum Gruß und scheint sich nicht zu wundern. Die weiteren Kilometer durch den breiten Qued und über Steinebenen, begleitet von Felsen wie „Faltenskulpturen“, sind jetzt nicht mehr schwierig. Die Oase Aguinan ist noch genauso eindrucksvoll wie in unserer Erinnerung. Wir müssen durch den engen Palmenhain, zwischen den sehr nahe stehenden Häusern steil hinauf fahren. Jeder m² ist mit einer Terrasse genutzt und liebevoll gepflegt. Wie 2015 bleiben wir im Palmenhain des Ksar Lemdint stehen. Die Moschee bewacht uns, sie ist leider nicht mehr beleuchtet, aber dafür haben wir ja den Mond.
ÜN: in den Judendünen; Hotel&Camping Kasbah Sahara Services, M’Hamid (90DH); S-Seite des Erg Chegaga (SEZX25), bei den letzten Dünen; vor Issil; im Palmenhain des Ksar Lemdint
9.11.2021 - 12.11.2021
Taliouine - Igherm - Canyon de l'Assil n'Tizert - Tafraoute
Die Teerstraße und die weiterführende rumpelige Piste aus Lemdint führt uns durch sehr einfache Dörfer und über einen weiteren Pass. Fröhlich winkt uns eine Gruppe bunt gekleideter Frauen auf ihren Eseln zu. Wir passieren Ifri - das Agadir haben wir 2015 schon erwandert - und steuern Taliouine an. In dieser lebhaften Stadt ist tanken, einkaufen und Tee trinken angesagt. Während Tom&Theres eine Schleife nach Norden ziehen, halten wir uns nach Süden. Auf der landschaftlich schönen Straße nach Igherm müssen wir unzählige eingestürzte bzw. weggeschwemmte Betonfurten umfahren. Wann war da so viel Wasser? Uns erzählt man bis jetzt, dass es noch nie so trocken war, wie in den letzten Jahren. Igherm überrascht uns mit einem herrlich bunten Markt, wo man wirklich alles - Kühlschrank, Gewand, Hacken für die Feldarbeit, Zahnbürsten, Schuhe, Käfige für Hühner, Fleisch und sehr gutes Obst und Gemüse - kaufen kann. Hier können wir so richtig ins Treiben eintauchen und genießen es.
Da uns Speicherburgen faszinieren, möchten wir die von Gandini (Band 2, B2) vorgeschlagene "Route der Agadirs" fahren. Zirka 25 km westlich von Igherm führt uns eine gute Piste zum Agadir Ousmgane. Es liegt nur wenig abseits einer kleinen Siedlung, ist einstöckig und ziemlich verfallen. Ein junger Mann kommt vorbei und begleitet uns beim Rundgang. Beim gemeinsamen Espresso erzählt er vom Alltag in dieser von Mandelbäumen geprägten Region. Nur wenige Kilometer weiter liegt das Agadir Itourhaine. Es thront hoch über dem Dorf, hat 2 Stockwerke und ist immer noch intakt und in Verwendung. Der Gardien begleitet uns, schließt Türen auf und macht uns auf die Bedeutung der Speichburg für 5 Dörfer aufmerksam. In den Kammern werden vorwiegend Getreide und Mandeln gelagert. In seinem Haus können wir eine Mandelpaste kosten und werden mit Tee verwöhnt. Wieder ein paar Kilometer weiter wird auf die Kasbah d'Augerda als "alter Getreidespeicher" hingewiesen. Kinder und ein freundlicher Mann zeigen uns den Weg durch das verfallene Lehmdorf hinauf zur Burg, die 3 Etagen hat. Die Funktion ist noch gut zu erkennen, allerdings fehlt in vielen Bereichen das Dach, Mauern sind eingestürzt und Schutt liegt herum. Vom Turm aus eröffnet sich ein eindrucksvollen Rundblick. Zurück beim Auto fragen wir den Mann, was er für seine Begleitung bekäme, doch er will nichts. So schenken wir ihm eine der mitgebrachten Taschenlampen, die mit Solar und auch mit der Kurbel aufgeladen werden können. Er ist total entzückt und umarmt uns. Beim Agadir Tasguent stoppen wir nicht, wir haben es schon 2011 erkundet.
Hinter der Siedlung Ait-Abdallah steigen wir in die nächste Gandini Piste ein: Band2, C1. Auf Asphalt erreichen wir das Bergbaudorf Tazalarhite. Breite, gut ausgebaute Pisten überziehen die grau-braune Hochfläche und wir sind uns nicht mehr sicher, wo der Einstieg in den Canyon l'Assil n'Tizert wirklich ist. Schließlich nehmen wir ein schmale Piste weiter südlich als 2011, die uns in den oberen Abschnitt des Canyon führt. Enge, steile Kehren, viele Brunnen, knappe Durchfahrten durch kleine Siedlungen erwarten uns und wir sind froh, dass Cappuccino nicht größer ist. Für LKWs wäre es hier zu eng. Abenteuerlich gefaltete Felsformationen begleiten uns bis zum Dorf Timit, wo auch die Piste einmündet, die wir 2011 genommen haben. Am Rand der Siedlung bleiben wir über Nacht. Die Kinder haben viel Spaß mit dem Fussball, den wir ihnen schenken. Nur wenige Kilometer hinter Timit wurde viel gesprengt und aufgeschüttet. Die alte Piste im Tal gibt es nicht mehr, die neue führt nun breit hoch über dem Qued den Hang entlang. Schade für uns - aber fein für die Talbewohner/innen!
Die Gandini Piste Band 2, C2 bringt uns zur Goldmine von Bou Zarif. Auch diese Strecke ist zum Asphaltieren vorbereitet. Rund um die Mine fallen uns Bewässerungsanlagen und große Felder auf. Hier wird kräftig investiert. Wir schlüpfen durchs Gebirge und erreichen das Ait Mansour Tal. Lehmkasbahs, dichter Palmenbestand und überall die Spuren des verheerenden Brandes vom August 2019. Unser Ziel sind wieder einmal die bunten Felsen südlich von Tafraoute. 2019 wurden sie farblich aufgefrischt - etwas intensiv für unseren Geschmack. Tom&Theres kommen nach, wir verbringen eine kühle Nacht ganz alleine in dieser Szenerie. Auch in Tafraoute warten alle sehnsüchtig auf Touristen. Dennoch sind die meisten Campingplätze entweder zu oder völlig uninteressant (kahle Fläche mit Betonmauer herum). Etwas außerhalb beim Hotel&Camping L'Arganier d'Ammelne werden wir herzlich aufgenommen. Hier können wir wieder einmal Wäsche waschen, warm duschen und eine Tajine genießen.
ÜN: in einem Qued südlich von Igherm; beim Dorf Timit; bei den bunten Felsen (Tafraoute); L'Arganier d'Ammelne (55DH).
13.11.2021 - 17.11.2021
Amtoudi - Kap Draa - Plage Blanche - Sidi Ifni - Legzira
Rasch erreichen wir -großteils auf Asphalt- Amtoudi. Theres&Tom möchten dieses Agadir besichtigen. Wir steigen dieses Mal zum Agadir d'Aglouy hinauf, das am Eingang zum Canyon liegt. Es wurde eindrucksvoll renoviert, der Gardien hat viele Geschichten und Infos für uns.
Im Morgennebel fahren wir über Tarhijt und Fask nach Guelmin. Im Marjiane versorgen wir uns mit allem Nötigen. Kurz tanken und weiter geht es nach Süden Richtung Tan-Tan. Bis zur Abzweigung zum Wadi Draa ist diese Südverbindung eine einzige Baustelle. Offensichtlich wird sie 4spurig ausgebaut. Die Piste zum Kap Draa (Pistenkuh STB) ist unglaublich rumpelig und steining, nur kurz geht es durch weichen Sand. Aber die Abendstimmung an der Draa Mündung entschädigt für alle Mühen. Hier werden wir zum ersten Mal freundlich vom Militär des nahen Posten um "fiches" gebeten. Wieder einmal folgen wir der eindrucksvollen Felsenküste und schauen den mutigen Fischern zu, die über Strickleitern hinunter klettern und in der Brandung ihr Glück suchen. Einen Fischer können wir erfreuen, indem wir bei ihm für unser Abendessen leckere Fische erstehen. Bei den vielen Militärposten werden wir freundlich vorbei gewunken. Schließlich bleiben wir im Qued Aoreora etwas erhöht auf einer festen Düne mit Blick auf den Atlantik stehen und genießen diesen außergewöhnlichen Ort. Wir warten bis zum Nachmittag auf Ebbe, um über den Plage Blanche zu fahren. Leider liegt unglaublich viel Müll auf der gesamten Strecke. Tiefe Spuren machen die Fahrt zu einem fahrerischen Balanceakt. Die Strandfahrt endet in einer engen, verschränkten Auffahrt. Nach nur ein paar Kilometern treffen wir auf eine neue Asphaltstraße bis zur Abzweigung nach Bou Jarif.
Sidi Ifni erreichen wir auf der "alten" Asphaltstrecke. Die Campingplätze sind entweder Baustellen oder fast leer. Wir bleiben am Camping Sidi Ifni, obwohl der Platz nicht wirklich einladend ist. Er bietet wenigstens eine funktionierende warme Dusche :-).
Schließlich finden wir auf dem Rest eines der eingestürzten Felsbögen von Legzira einen Traumplatz. Von hier aus überblicken wir die Küste und die noch intakten Felsbögen. Ein kleiner Fußweg führt hinunter zum Strand. Bei Ebbe laufen wir durch die Bögen, sammeln Steine und bummeln zu den Cafés beim großen Parkplatz. Im warmen Nachmittagslicht wandern wir gemütlich zurück auf unsere Aussichtsterrasse, um den Sonnenuntergang so richtig zu genießen.
ÜN: kurz vor Amtoudi bei einem Arganbaum; Draa Mündung in den Dünen; Qued Aoreora auf einer Düne; Camping Sidi Ifni (75 DH); auf einem Felsbogen von Legzira.
18.11.2021 - 21.11.2021
Sidi-Moussa d'Aglou - Massa - Agadir - in der "Sahara" - Sidi Ahmed - Essaouira
Eine uns noch unbekannte Strecke wartet auf uns - wir möchten der Atlantikküste bis Agadir folgen. So nahe wie möglich halten wir uns an der Steilküste. Das ist auf einer kurvigen, gut laufenden Piste über festen Muschelsand wunderbar möglich. Immer wieder halten wir an und bewundern die Fischer, die hier mit ihren langen Angeln zum Ufer klettern und auf den nassen, umbrandeten Felsen ihr Glück versuchen. Freundlich werden wir in eine der bewohnten Felsenhöhlen eingeladen. Beim Tee können wir die liebevoll eingerichtete Behausung bewundern. Die Terrasse wird gerade neu gelegt - wirklich ein Schmuckstück. Abends wird der Fang mit Mopeds oder auf Eseln ins nächste Dorf gebracht. Ja, und natürlich bekommen wir frische ausgelöste Muscheln geschenkt.
Bis Massa passieren wir neue oder in Bau befindliche Feriensiedlungen, aber auch sehr einfache Dörfer. Rund um Massa, auch unmittelbar am Nationalpark Sous Massa, schimmern die Plastikverschläge der unzähligen Gewächshäuser in der Sonne. LKW Verkehr und große Lagerhallen prägen plötzlich das Bild. Der Nationalpark selbst enttäuscht uns sehr - viel Müll, schlechte Piste, Felder unter Plastik. Ob der "Bald Ibis" (Waldrapp), der hier angeblich brütet, eine solche Umgebung wirklich mag?
In Inezgane, südlich von Agadir, laufen wir zum letzten Mal einen Mariane Supermarkt an. Beim UniBrix in Agadir besorgen wir guten Wein für die letzten Tage. Regen vertreibt uns aus Agadir und wir folgen weiter der Küste nach Norden. Einen unserer eindrucksvollsten Übernachtungsplätze finden wir "in der Sahara", nördlich des Cap Rir. Eine kleine Piste führt über die Sanddünen zur spektakulären Küste. Auf einem Vorsprung hoch über einer Höhle und auf festem Muschelsand können wir den Sonnenuntergang bewundern. Gewaltig donnert die Brandung herein.
Die gesamte Küste, aber besonders Imessouane Plage, ist fest in der Hand der Wellenreiter. Ambitionierte Europäer/innen warten hier auf die perfekte Brandung oder versuchen, sich in den Wellen auf dem Bord zu halten. Mit einem Capppuccino in der Hand erfreuen wir uns der heiteren Stimmung am Strand. Cap Tafelney ist eine einzige Baustelle, dafür bleiben wir im ursprünglichen Fischerdorf Sidi Ahmed. Wir beobachten, wie die Fischerboote vom Traktor ins Meer geschoben und schließlich wieder herausgezogen werden. Hochachtung empfinden wir für die Frauen, die mühevoll die Muscheln auslesen. Vor kleinen Steinhäusern werden die Muscheln gewaschen, sortiert und einzeln herausgenommen. Die Kinder helfen fleißig mit, sie sind zum Wasserholen eingeteilt. Freundlich und zurückhaltend zeigen sie uns, wie ihre Arbeit vor sich geht. Die Solartaschenlampe für die Frauen und die Stifte und Hefte für die Kinder zaubern zufriedene Lächeln auf ihre Gesichter.
In Essaouira nimmt uns die für dieses Stadt typische Stimmung sofort gefangen. Wir schlendern am Morgen über den Fischmarkt, was für den Magen eine gewisse Herausforderung darstellt. Allerdings sind die Exemplare von Thunfischen, Schwertfischen, kleinen Haien neben kleineren Fischen, Muscheln, Tintenfischen usw. wirklich bemerkenswert. In der sonst so quirrligen Altstadt bewegen sich nur wenige Touristen, die sofort von den Händlern entdeckt werden. Rohre werden verlegt, Straßen gepflastert - offensichtlich bereitet man sich auf eine neue Saison vor. Im ehemaligen Judenviertel sind wir von der sichtbaren Armut erschüttert. Ein Blick in eine ehemalige jüdische Schule, die in der Vor-Corona-Zeit als Tageszentrum für Alzheimer Patienten genutzt wurde, macht deutlich, wo überall Geld fehlt. Bei etwas Musik und Tee lassen wir den Tag relaxt ausklingen.
ÜN: Steilküste vor Massa beim Fischer; in der "Sahara" nördl. v. Tamri; Strand von Sidi Ahmed; Essaouira day&night parking
22.11.2021 - 27.11.2021
Safi - Qualidia - El Jadida - Mouay Bousselham - Tanger Med - on Bord - Genua
Wieder folgen wir der Küstenstraße. Unser Ziel ist Safi, die Töpferhauptstadt von Marokko. Wir nähern uns über die stinkende Industriezone im Süden. Bei einer Waschanlage wird Cappuccino gründlichst und mit viel Elan von Salz, Sand und Lehm befreit. Wir halten zuerst beim neu gebauten Quartier der Töpfer am Stadtrand. Als einzige Besucher können wir den Produktionsprozess erleben, bestaunen die Fingerfertigkeit der Handwerker und die feinen Malereien auf den Tellern, Schüsseln, Töpfen, etc. Anschließend wandern wir noch durch das alte Töpferviertel, das oberhalb der Medina liegt. Hier wird gebrannt, bemalt und für den Verkauf verpackt. Jeder Besucher wird intensiv von selbst ernannten Guides "betreut".
In Qualidia, angeblich einer angesagten Feriendestination für Marokkaner, ist nur der Campingplatz Laguna Park offen, alle anderen gibt es nicht mehr oder sind Baustellen. Leider gibt es Probleme mit der Elektrizität, das heißt die Duschen sind kalt, es sind auch die Waschanlagen komplett finster. Aber wir haben ja Taschenlampen!
Durch die portugiesische Altstadt von El Jadida bummeln wir im Regen und ganz alleine. Leider ist das Juwel, die Zisterne, wegen Baufälligkeit geschlossen, aber die imposante Festungsmauer zum Hafen ist auch sehr beeindruckend. Das ursprüngliche Kapitänshaus wurde geschmackvoll restauriert und in das Hotel&Café "Le Capitain et l'Eglise" umgewandelt. Hier lassen wir uns in gediegener Atmosphäre mit einem Espresso verwöhnen.
Den letzten Abend möchten wir eigentlich auf einem Campground in der Vogellagune Moulay-Bousselham verbringen. Eigentlich - denn dort ist alles geschlossen, der städtische Campingplatz devastiert, am Siedlungsrand viel Müll. Der Gardien der Lagune entdeckt uns und lädt uns in seinen Garten ein. Die Einfahrt erfordert noch einmal alle Fahrkünste, sie liegt im spitzen Winkel zwischen engen Steinmauern. Schließlich stehen beide Fahrzeuge im Garten vor dem kleinen Haus und alle sind glücklich. Beim Tee lauschen wir Informationen über die Vogelpopulation in der Lagune, hören von den schwierigen Lebensbedingungen und den Zukunftsträume des Gardien. Der Muezzin, viele Vogelstimmen, Gockelhähne und Hundegebell - die nächtliche Geräuschkulisse ist beachtlich.
Wir brechen früh auf, nehmen die Autobahn Richtung Tanger Med. Im Ksar Sghir, nur wenige Kilometer vor der Hafeneinfahrt, geben wir unsere letzten Dirham aus und besorgen Proviant für die Überfahrt. Um 13:00 sind wir im Hafen, die Abfertigungsprozedur beginnt: Ticket stempeln, Impfzertifikat vorweisen, Tickets für Kabine holen, Passkontrolle, Autoscan, noch einmal Kontrolle beim Zoll,.... - nach sagenhaften 1,5 Stunden stehen wir in Warteposition fürs Embarkment. Es regnet, wir verstehen das als Zeichen, dass uns der Abschied nicht zu schwer fallen soll. Um 16:30 läuft unsere Fähre ein, neben den üblichen hochbeladenen KleinLKWs, fahren nur einige wenige Wohnmobile herunter. Nach einer nochmaligen eher harschen Kontrolle durch den italienischen Zoll, sind wir um 18:30 in unserer Kabine.
3 Nächte verbringen wir an Bord - meist in unserer Kabine-, da die
Fähre sowohl Barcelona als auch Séte ansteuert. Am 27.11.2021 um ca. 10:00 sind wir in Genua Port. Rasch
können wir vom Schiff, verabschieden uns von unseren Reisepartnern Tom&Theres und fahren nach Österreich in den Lockdown und in den Schnee.
ÜN: Campingplatz Laguna Park in Qualidia; im Garten des Gardien der Lagune von Moulay-Bousselham; an Bord
Wieder einmal hat uns Marokko mit seiner Vielfalt beeindruckt. In den 6 Wochen im Land waren wir mit unseren Reisefreunden Tom&Theres im Gebirge, in der Wüste, in Queds und am Meer. Pisten haben uns in abgelegene Regionen gebracht und neue Perspektiven eröffnet. Überall durften wir herzliche Begegnungen erleben und viel Neues erfahren.
Hoffentlich kommen bald wieder mehr Touristen ins Land - viele Familien sind auf Einkommen aus dem Fremdenverkehr angewiesen.
Wir haben viel Kraft und Energie getankt - beides können wir nun im Lockdown in Österreich gut brauchen!
au revoir – in-shallah!
Unsere Reiseroute:
Gesamt: 6.180km;
An- und Rückreise Linz - Genua & retour: 1.664km
in Marokko: 4.515km , davon ca 2/3 Pisten
Wir sind vielfach verschiedene Pisten nach Gandini ("pistes du maroc") und Burkhard & Sabine ("Pistenkuh") gefahren und haben natürlich auch einiges "Neues" erforscht. Der Fortschritt an Strassenbau und Asphaltierungen ist enorm, für die Bevölkerung sicherlich wichtig und gut, für uns "Reisende off the beaten tracks" sind viele spannende Pisten verschwunden bzw. zu gut ausgebauten Strassen geworden. Aber es gibt noch immer Vieles zu entdecken :-)
Unser Fotobuch:
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Viel Freude damit !