Tunesien – Algerien 23.12.1992 - 6.1.1993
Ein Semester lang arbeitete ich während meines Studiums der Geografie und Wirtschaftskunde an der Universität Innsbruck an einer Seminararbeit zu den Mozabiten in Algerien. Als Natur&Reisen eine Reise in den Mzab anbot, wollte ich unbedingt mein Kopfkino aus der Studienzeit mit der Realität abgleichen. Liebevollerweise übernahmen die Großeltern die beiden Jungs für diese Zeit und wir konnten unseren Traum wahr machen.
Route: Flug nach Tunis, Fahrt über El Jem und Tozeur zur Grenze. In Algerien über El Qued, Ouargla in den Mzab nach Ghardaia. Von dort aus umrundeten wir den Grand Erg Occidental: in den Süden bis nach El Golea, über Timimoun, Beni Abbes nach Taghit und über den Atlas Saharienne zur Küste nach Tipaza zurück, Rückflug von Algier.
Zeitraum / Dauer: über Weihnachten/Silvester 1992/93 - 15 Tage
Organisation: Natur&Reisen hatte damals einen geländegängigen Bus mit Dachzelten in Algerien im Einsatz. Jedes Paar bekam ein Zelt zugewiesen, die Verpflegung wurde vom Reiseleiter organisiert.
Dies ist ein Bericht basierend auf den Fotos und unseren Erinnerungen, da unser Tagebuch leider nicht mehr auffindbar ist.
Regen empfing uns in Tunis und wir wurden gleich einmal vertröstet: der Busfahrer hatte eine Panne am Weg von Algier und es war unklar, wann wir starten könnten. Wir verbrachten einen Tag in Tunis ohne viel zu sehen, da wir ja jederzeit abgeholt werden konnten. Leider war unser Guide nicht sehr hilfreich, denn auch er war der „Ersatz vom Ersatz“, konnte kein Französisch und hatte kaum Zeit gehabt, sich auf die Aufgabe vorzubereiten.
Auf der Fahrt zur Grenze nach Algerien stoppten wir in El Jem, wo uns das römische Amphietheater sehr beeindruckte. In Tozeur übernahmen zwei mitreisende Architekturstudenten die Führung und erklärten die aufwändige Lehmarchitektur an den Gebäuden. 5 Stunden Wartezeit an der Grenze, dann endlich Einreise in Algerien. Die Trichteroasen rund um El Qued, eine Besonderheit hier, faszinierten uns sehr. Ein Einheimischer erzählte uns, dass durch den Bau von neuen Hotels der Wasserspiegel so gesunken ist, dass einige Trichteroasen nicht mehr genutzt werden können. Ein Hotelgast verbraucht so viel Wasser am Tag, wie ein Einheimischer im Jahr. Schon damals war der exzessive Ressourcenverbrauch ein Problem!
Wir erinnern uns noch an den rot-orangen Abendhimmel um Ouargla – abgefackeltes Erdgas erhellte die Umgebung gespenstisch.
Dann endlich unser Ziel – der Mzab. Eindrucksvoll liegen die 5 Siedlungen auf den Hügeln, umgeben von Palmenhainen. Ben Isguen, die Heilige Stadt, darf von Nicht-Muslimen nicht betreten werden, aber Ghardaia schon. Am lebendigen Markt außerhalb der Stadttore suchten wir uns einen Guide, der uns durch die verwinkelte Altstadt und die überdachten Gassen hinauf zur Mosche führte. Er war ein wenig irritiert darüber, dass seine Erklärungen auf Französisch hauptsächlich ich, eine Frau, verstand und auch inhaltlich nachfragte. Martin musste meine Fragen wiederholen, dann erklärte er sie den Männern und ärgerte sich, dass ich sie für sie übersetzte. Noch nie zuvor habe ich mich als Frau so geringschätzig behandelt gefühlt. Ich hatte natürlich über die strengen Regeln der Mozabiten gelesen und gearbeitet, es selbst zu erleben ist noch einmal etwas anderes. Meine Bilder im Kopf konnte ich jedenfalls mit der Realität abgleichen und erweitern.
Von hier aus begann die Umrundung des Grand Erg Occidental. Leider war der Buschauffeur nicht sehr kooperativ und fuhr nur ganz wenig in die Dünen für schöne Übernachtungsplätze. Am Weg dienten uns gefasste Brunnen oder Wasserleitungen als Duschen. Beim Bummeln durch Timimoun trafen wir den Lehrer, der gut Englisch sprach. Er erzählte von einer Hochzeitsfeier und lud uns spontan zu einem Festessen ein. Wir wußten nicht so recht, wie wir das beste Stück, ein von Fett triefendes Stück Lamm, hinunter bringen ohne undankbar zu erscheinen.
Das malerisch gelegene Taghit nannten wir das „St. Wolfgang von Algerien“. Hier gibt es Hotels und Campingplätze, man kann sich Schi ausborgen, um die steile Düne, die das Dorf begrenzt, hinunter zu kurven.
Über den Atlas Saharienne erreichten wir schließlich Tipaza, den Endpunkt der geführten Tour. Der Rückflug war von Algier aus organisiert.
Nach so vielen Jahren ist es spannend, welche Eindrücke sofort wieder ins Gedächtnis kommen: Gerüche, Essen, Emotionen, Begegnungen und Bilder der Wüstenlandschaft –
die uns seither in ihren Bann gezogen hat.
unsere Route: