Ägypten 1990 - unser erster Kontakt mit der Wüste


  • erstmals Orient
  • Pyramiden
  • Oasen
  • schwarze & weiße Wüste
  • ägyptische Hochkultur

Reisebericht Ägypten Ostern 1990

 

Ein Reiseprospekt mit Bildern aus der Weißen Wüsten in Ägypten weckte unsere Sehnsucht nach genau dieser Landschaft. Unsere Eltern ermutigten uns, übernahmen die beiden Kinder in der Karwoche und machten damit unseren Wunsch möglich.

 

Organisation: Natur&Reisen, Autobus und Zelte

Zeit/Dauer: Karwoche inklusiver Osterfeiertage 1990

 

Dieser Reisebericht beruht auf unseren Erinnerungen, die durch die Fotos wieder wach geworden sind.

 

Kairo – zum ersten Mal landeten wir in der Millionenstadt am Nil. Lärm, brennende Mülltonnen, viele Menschen, aber viel Unbekümmertheit und Lebensfreude spürten wir sofort. Am Campingplatz in Kairo erwartete Magda unsere kleine Reisegruppe. Als Wienerin mit einem ägyptischen Vater, die Deutsch genauso beherrschte wie Arabisch, war sie die perfekte Begleiterin.

Der Start verzögerte sich etwas, da unser Autobus repariert werden musste und nicht so genau gesagt werden konnte, wann es losgehen würde. Währenddessen erkundeten wir Kairo, besuchten Museen, Moschen, schlenderten durch den Souk, schipperten auf dem Nil und tauchten richtig ein in den Orient. Einmal sollte uns ein Taxi zu einem Restaurant ins Zentrum bringen, aber im Koptenviertel war Schluss – alles kaputt. In jugendlicher Unbekümmertheit marschierten wir einfach drauf los bis wir ein neues Taxi fanden und freuten uns an den unmittelbaren Begegnungen mit den Einheimischen. In bleibender Erinnerung ist uns die Totenstadt geblieben, die armen Familien auch als Behausung diente.

Endlich, der Autobus war repariert und wir konnten starten. Allerdings mussten wir einen Anhänger mit Schlafkabinen mitführen, obwohl wir in Zelten übernachteten. Wir können uns nicht mehr erinnern warum das sein musste – es hat uns offenbar nicht besonders gestört.

Die eindrucksvollen Pyramiden von Gizeh lagen damals noch ein Stück außerhalb der Stadt und wir konnten sogar die Grabkammer der Cheopspyramide besichtigen. Danach verließen wir Kairo nach Südwesten, entlang der damals ganz neuen Asphaltstraße und durch riesige Aufschließungsgebiete für Wohnungen und Gewerbe. Nach kurzer Fahrzeit durch die flache Wüstenregion stoppten wir bei versteinerten Baumstämmen, die verstreut in einer Senke lagen. Zum ersten Mal sahen wir solche versteinerte Zeugen aus grauer Vorzeit.

In Bawiti, eine Siedlung in der Oase Bahariya, stärkten wir uns im Cafe „Alpenblick“ mit Cola. Der Besitzer erzählte uns, dass sein Bruder in der Schweiz arbeitete und ihm von den Alpen erzählt hatte – daher der originelle Name. Spätestens hier waren wir ganz angekommen in dieser anderen Welt.

Die Route führte durch die Schwarze Wüste über eine Geländestufe in die Weiße Wüste. Der Prospekt hatte nicht zu viel versprochen – wir bestaunten fast reinweiße Felsgebilde, verteilt in der Landschaft. Bis heute haben wir diesen Moment ganz klar vor Augen. Leider konnten wir unsere Zelte in dieser malerischen Gegend nicht aufstellen – damals wäre das noch möglich gewesen! – weil ein Teilnehmer darauf bestand, das Programm einzuhalten, in dem eine Übernachtung in der nächsten Oase vorgesehen war. Such is life!

In Farafra erfrischten wir uns in einem Becken, das von einer artesischen Quelle gespeist wurde. Im Atelier eines lokalen Malers kaufte ich mir ein kleines Aquarell, das bis heute unser Gästezimmer schmückt.

In Dakhla landeten wir mitten im lokalen Markt. Fasziniert vom Treiben, den Geräuschen und Gerüchen streiften wir mit der Kamera durch das Getümmel. Die Fotos vom Schöpfrad mit den Tonkrügen und vom Jungen mit dem Fleischstück über der Schulter, schickten uns jetzt unmittelbar zurück ins Geschehen.

In Kharga besuchten wir den Hibis Tempel und die Nekropole el Bagavat. Als Geografin begeisterten mich die Melonensteine, die verstreut neben der Straße lagen, ganz besonders. Ich stellte mir vor, wie schön es wäre hier vor Ort meinen Schüler/innen die Verwitterung in ariden Zonen anschaulich näher bringen zu können.

In Assyut erreichten wir wieder das Niltal. Von hier aus tauchten wir tief in die Geschichte Ägyptens ein und kamen in den verschiedenen Tempeln aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Der Campingplatz in Luxor sollte für ein paar Tage unser Standort sein – der fürchterliche Zustand der Duschen und das Gewusel der vielen Menschen am Platz sind mir immer noch lebendig in Erinnerung.

Unvergessen unser Bootsausflug über den Nil nach Theben West. Sehr bald in der Früh und somit noch relativ alleine, erblickten wir den Tempel der Hatschepsut und wanderten über das Gebirge ins Tal der Könige. Keine Worte können die riesige Tempelanlage von Karnak beschreiben.

Assuan gefiel uns sehr. Die Briten wussten schon, wo man wirklich schöne Hotels bauen konnte! Durch die Wüste erreichten wir schließlich Abu Simbel. Mit vielen anderen erwarteten wir den Sonnenaufgang und freuten uns über die ersten Strahlen, die die Statuen erleuchteten. Bewundernswert, dass die gesamte Tempelanlage wegen des Staudammbaus auf den Hügel „umgesiedelt“ wurde. Die Techniker der Gruppe waren von der Stahlkonstruktion mindestens genauso beeindruckt.

Zurück in Assuan hatte Magda für uns einen Rückflug nach Kairo organisiert, um die versäumten Tage am Beginn zu kompensieren. Ich weiß noch, dass wir sehr erfreut waren, nicht mit dem Zug nach Kairo zurück fahren zu müssen.

 

Diese Reise hat unsere Begeisterung für Wüstengebiete gezündet – uns mit dem „gefürchteten Wüstenvirus infiziert“. Die Schönheit, die Vielfalt und die Reduktion der ariden Zonen der Erde ziehen uns seither in ihren Bann. Wie damals sind wir bis heute begeistert und berührt, vor allem aber dankbar diese tiefe Freude gemeinsam erleben zu dürfen.

 


unsere Route: